Faust

 




Eine Komödie von Rolf-Peter Wille




I Computerzimmer
II Am Felsenstrand
III Fausts Computerzimmer
IV Im Golden Age Internet Café
V Seitenstrasse im Zwielicht
VI Nachts auf einer Bank im Wald
VII Fausts Computerzimmer
VIII Billardsaal
IX Seitenstrasse
X Im Kunst Tropicarium
XI Liederabend im Courtyard des Hotel Rococo
XII In der Cocktail Bar des Hotel Rococo
XIII Briefing in der Werbeagentur Seifert
XIV Dreharbeiten auf der Dachterrasse des Kunst Casinos
XV In herbstlichem Bergwald
XVI Fausts Computerzimmer
XVII Auf dem Rummelplatz
XVIII Chefzimmer der Agentur Seifert
XIX Trübe Strasse mit kahlen Bäumen
XX Fausts Computerzimmer
XXI In einer vereisten Höhle
XXII Feldweg durch blühende Wiesen





I


Computerzimmer: Bücherregale. Schreibtisch. Klavier







F a u s t.


(geht auf und ab seine eigenen Verse deklamierend)


"Ach, mit Wonne durch die Auen,
Durch die Lüfte, diese lauen,
Web ich, schweb ich und spazier.
Schon im frischen Morgengrauen,
Wenn ich lustig tirilier,
Will der Frühling mich erbauen
Und es huscht manch wildes Tier,
Wenn die Berge, diese rauen,
In der Dämmrung auf mich schauen."


(unterbricht seine Deklamation)


…doch wofür, wofür, wofür?!


Jeden Bleistift muss ich kauen,
Um die Verse zu versauen.
Bring rein gar nichts zu Papier.


Keinen Käse kann ich missen
Jede Wahrheit will ich wissen,
Forsche fleissig mit Plaisir.
Will die Muse mich dann küssen,
Fass ich sie mit wilder Gier.
Weide mich an den Genüssen
Ihrer faden, falschen Zier
Bis ihr Stachel, wie Hornissen,
Meine Wunden aufgerissen.


Und wofür? Verflucht, wofür?!


Wofür klimpern meine Pfoten
Diese dummen, schwarzen Noten
Auf dem klappernden Klavier?


(deklamiert)


"Alle Wesen im Geheimen
Knüpfen sich in leichten Reimen, …"


(unterbricht)


…die ich läppisch imitiere,
Wenn ich meine Verse schmiere.
Zwar des Frühlings bunte Launen,
Wecken leise mein Erstaunen,
Doch gehört ihr Raunen mir?


Ewig soll ich, und verbissen,
Nur so kleine Tröpfchen pissen.
Stets verschlossen bleibt die Tür.


Hocke nun in meinen Wänden
Zwischen halb verstaubten Bänden.
Dies ist freilich mein Revier.


Müde schlürfe ich mein Bier.
Niemals werde ich genesen…


(plötzlich)


Schau, welch holdes, reines Wesen!
Sprich: Bist du’s? Wer leuchtet hier?


S t i m m e v o m S c h r e i b t i s c h.


Verpasse doch den ersten Frühling;
Sieh, der zweite blüht bestimmt.
Verzichte stolz auf dieses Feeling,
Das mancher gar zu wichtig nimmt.
Vertrau ihm nur, dem Freund, mein Guter.
Er spendet Rat, gibt treu Geleit;
Ja, der Liebste, dein Computer,
Der flimmert stets an deiner Seit’.
Besteig nicht Bäume oder Berge,
Tauch nicht in Flüsse oder Seen.
Denn dort vergnügen sich die Zwerge
Der Fantasie mit ihren Feen.
Die wahren Reiche der Magie
Die schimmern hier in dem Gerät.
Klick flink mit dieser Maus, und sieh:
Schon fliegt dein Geist durchs Internet.


F a u s t.


Ho ho. Seit wann bist du so dreist?
Bist du Computer oder Geist?


(setzt sich an den Schreibtisch)


Jawoll mein Freund, ich bin ein Depp,
Und meine Seel ersäuft im Web.


(stöbert im Internet)


Doch bin ich lange nicht verloren.
Noch hab ich Zugriff auf die Foren.
Hier kann ich meine Schmach verdauen;
Schon fühl ich meine Wut sich stauen
Auf all die neunmalklugen Toren.
Die kritisier ich wie besessen,
Und meine Schande ist vergessen.


(stöbert in einem Literatur Forum)


Ich hör ein prächtig Forum stampfen,
Verschwitzt, sein Bauch voll Poesie.
Motoren seh ich mächtig dampfen
Erhitzt vom Rauch der Fantasie.
Wild fauchts mich an, das Ungeheuer,
Entflammt sein gieriges Gesicht.
Hinein, hinein, hinein ins Feuer -
Verbrannt, manch lyrisches Gedicht.


(zögert)


Was solls? Ich werde mich nun traun,
das Lindgewürm zu reizen
Und mein "Mit Wonne durch die Au’n"
Im Stinkemaul verheizen!


(veröffentlicht sein Gedicht im Forum)


Hier schmeiss ich dich nun in die Glut.
Gereizt, so schnappt der Schlund schon zu.
Ein kurzer Schrei und Funkenwut -
Verheizt, verheizt bist nun auch Du.


Adieu ihr ollen holden Au’n.
Spaziert mit euch allein!
Ich werd in meine Post nun schaun
Bei einem Gläschen Wein.


(schenkt sich ein Glas Rotwein ein und ruft E-Mails ab)


Herrje, was ist das für ein Junk!
Nur pornografischer Gestank…


--


Ah hier…, die Nachricht ist privat;
Margarete…, in der Tat…


(liest Mail)


"Du solltest dieses lesen,
Und wenn es dich auch kränkt:
Es gibt ein höchstes Wesen,
Das deine Schritte lenkt.


Sag nicht, dass Gott dich quäle.
Er hat dich reich beschenkt.
Doch du hast deine Seele
Im Internet ertränkt.


Er gab dir deine Sinne,
Zu schauen die Natur.
Doch du sitzt nur da drinne
So stumme und so stur.


Er gab dir eine Sonne,
Den Wald auch und die Flur.
Du thronst wie eine Tonne
So rund und um die Uhr.


Ach sieh nur, wie der Schlechte
Dich in die Falle lockt,
Mit dir all Tag und Nächte
Hier vor dem Bildschirm hockt.


Was soll ich weiter sagen?
Ich hoff, dass es dich schockt.
Sonst gehts dir an den Kragen.
Da wird nicht mehr gebockt.


Bald hörst du lautes Brüllen;
Es tobt in Saus und Braus.
Man brät sich in der Höllen
Den fetten Teufelsschmaus.


Wenn du dies liest, mein Guter,
Erfasst dich wohl ein Graus.
Drum schalte den Computer
geschwinde wieder aus."


--



…nanu…, wer mag die Lady sein?
Die Verse klingen echt bescheuert.
Doch hat sie Recht, wenn sie beteuert,
Ich sei verderbt. Das seh ich ein.
Es ist das Falsche, dem ich diene.
Nur Eitles steckt in der Maschine.


Gleich wecke ich die guten Geister,
Menander und Aristophan,
Im Bande dieser alten Meister.
Da ist was Kulturelles dran!


Ich danke dir, verehrte Miss!
…doch wart…; hier schreibt ein Herr Mephis…


(liest Mail)


"Was liest du den Aristophan?
Willst du den Witz nur fade mischen?
Mach dich mal an Mephisto ran.
Du musst mit fetter Made fischen!
Ach, spüre wie der Frust erlischt,
Wenn wir dir dreiste Lieder flüstern.
Es blühet deine Lust erfrischt
Und freudig wie der Flieder lüstern.
Santé! Trink mir vom hellen Bier
Und spür Dich alkoholisch beben.
Gleich magst du munter bellen hier.
Das soll dich diabolisch heben.
Sei Satanist und rauche Hasch.
Lass deinen Geist recht teuer fauchen.


(Doch deine Seel verhauche rasch,
Damit wir sie ins Feuer tauchen…)"


--


Prost Mahlzeit! Danke für den Rat!
Ein wohlgeschüttelter Salat!


Wer sind die zwei? Ich kann’s erraten:
Ein Satan und ein weiser Gott.
Der eine hüh, der andre hott.
Der eine will mich kochen und der andre braten.


O Gott, du bist ein Karajan,
So flott schwingst du den Stab.
Und lasse ich Mephisto ran,
Der bringt mich recht auf Trab.
Mich solln die beiden werten Herrn
Nicht weiter molestieren.
Sie dürfen sich von mir aus gern
Im Duo dirigieren.


(schaltet Computer aus)









II


Am Felsenstrand: Klippen. Graues Meer





F a u s t.


(blickt aufs Meer)


Kalter, grauer Leviathan,
Rausche du in alter Ruh;
Rausche ewiges Genesen.
Götter, Geister, Mensch und Satan,
Schweiget nun. Dir hör ich zu.
Aus dem Bauche spuckst du Wesen,
Die sich drehen und vergehen,
Wenn wir ihnen lange lauschen.
Und am Ende bleibt bestehen
Nur dein altes, kaltes Rauschen.
Poesie und Politik,
Teufelsfürze, Götterfunken,
Philosophen und Musik
Möcht ich in Dein Wasser tunken.
Denn die Seele soll nur lauschen
Deinem alten, kalten Rauschen.


Du bist wahre Poesie.


…wirf dich hinein - jetzt oder nie…


S t i m m e v o n h i n t e n.


Wo finde ich den Weg zum Strand?


F a u s t.


(dreht sich um und erblickt einen Mann)


Verzeihung. Sind wir uns bekannt?


M a n n.


Nur virtuell. Ich schrieb dich an.


F a u s t.


Was? Margarete -


M a n n.


Ja…


F a u s t.


…ein Mann?


M a n n.


Die auch; und noch ein Herr Mephist…


F a u s t.


Wie? Beide? O mein Gott, wer bist…


M a n n.


Dein Gott. Ein Mann. Ich bin dein Dichter.


F a u s t.


Der Thomas? Hat der zwei Gesichter?


M a n n.


Ich?


F a u s t.


Ja.


M a n n.


Nein!


F a u s t.
Du!


M a n n.


Ich heiss Rolf-Peter.


F a u s t.


Den kenn ich nicht!


M a n n.


Nun gut. Bis später.


(entfernt sich)


F a u s t.


Herrje, was war das für ein Wicht?
Er wirkt so linkisch, so verlegen.
Was mischt er sich in mein Gedicht?
Ich deklamierte grad verwegen.


Altes Meer, dein Leviathan -


Mist! Jetzt fällts mir nicht mehr ein.
Himmel, Hölle, Zwirn und Satan!
Lässt man mich denn nie allein?!


Nur dein Rauschen hier, dein kaltes -


Gar nichts hör ich im Moment.


Aus dem Chaos spuckst du altes -


Mensch verdammt! Und sapperment!


Ja was nützt mir die Natura,
Kann ich sie nicht kontrollieren?
Nur die menschliche Kultura,
Nur ihr Müll wird infiltrieren,
Annulieren und kastrieren
Meinen müden morschen Geist.
Und der ist bereits vereist.


Ja was nützt mir Lit’ratura
Kann ich sie nicht formulieren?
Von der stolzen Kreatura
Kann mein Sinn nur abstrahieren,
Indexieren und sinnieren.
Denn er ist bereits vergreist,
Ignorant und abgespeist.


Ja, ich dichte con bravura,
Meine Reime explodieren.
In rhetorischer Figura
kann ich vieles fabrizieren,
modulieren und fingieren,
Und mitunter klingt es dreist.
Doch der Inhalt? Der verwaist!


Ja, so seh ich die Futura.
Ach, sie wird mich nur frustieren.
Und der Rest ist die Tortura -
Krebs und Gicht und Herz und Nieren,
Krankheit, Krücken, Krampf, Krepieren.
Doch der Geier, der ist feist,
Wenn er dann mein Aas umkreist.


Alter, kranker Leviathan.
Ja, wofür? Verflucht, wofür?
Warum holt mich nicht der Satan?
Stets geschlossen bleibt die Tür.


M e p h i s t o.


(erscheint aus dem Hintergrund)


Mein Freund, mein Faust, ich bin bereit,
Was schreist du so vermaledeit?
Wer labt sich an dem herben Suchen?
Es schmeckt mir nicht, dein derbes Fluchen.
Ein kecker Vers, wie süsser Kuchen,
Soll leicht und lecker uns verführen.


Geöffnet seien dir die Türen.


F a u s t.


Was, schon wieder! Bist du nicht gegangen?


M e p h i s t o.


(für sich)


Nanu? Er wirkt heut reichlich unbefangen.


(zu Faust)


Ich bin ein andrer. Kannst du mich erkennen?


F a u s t.


Es spürt mein Bauch ein leichtes Brennen
Und meine Nase einen schwefligen Geruch.


Doch hoffe ich, ihr könnt mir nennen…


M e p h i s t o.


Mephisto, hübsch, von altem Stamm.
"This poem" ist mein Anagramm.
Du kennst mich ja aus manchem Buch.


F a u s t.


"This poem"? Ja…, recht angenehm;
Doch scheint wahrhaftig "shit poêm"
Als Anagramm mir noch weit besser!


M e p h i s t o.


Bravó, mein Faust! Du bist fantastisch!
Noch schärfer als ein Mackie Messer…,
Mephistiábolôsarkàstisch.


F a u s t.


Mal abgesehen von den Sprüchen,
Mit denen du hier nichts gewinnst,
So wirkst du, scheints, nur in Gerüchen
Und bist ansonsten wohl mein Hirngespinst.


M e p h i s t o.


Ich deines? Hui, du bist mir ein Genie!
Mephisto bloss ein schwefeliger Shit.
Doch beide wuchsen aus der Fantasie
Desselben Dichters.


F a u s t.


Nun, dann sind wir quitt!


M e p h i s t o.


Der lebt nur seiner eitlen Poesie
Und glaubt, wir sind Erfindungen
Von diesem bisschen Bregen
In seines Hirnes Windungen.


Doch höre: Nur mit unserm Segen!


Wir sind es, die sein Denken
In unsre Richtung lenken.


F a u s t.


Vielleicht in deine, doch in meine nicht.


M e p h i s t o.


Seit wann, bedauernswerter Wicht,
Bist du so überaus bescheiden?


F a u s t.


Mir liegt das nicht, hier immer aufzuschneiden.


M e p h i s t o.


Wem, dir?


F a u s t.


Gewiss. Ich kanns nicht leiden!


Du störst! Ich war beim Meditieren
Im Rausche der Unendlichkeit.
Was kommst du mir beim Deklamieren
Mit deiner blöden Schändlichkeit?!


M e p h i s t o.


Verzeiht der Herr! Ich hab euch da verführt
Mit meiner Schändlichkeit. Es ist geschehn.
Ich hoff, ihr habt euch nicht verkonjugiert!
Da hättet ihr euch fast - ich hab’s gesehn,
In einen Leviathan dekliniert.


F a u s t.


Ich denk, du nimmst mich auf die Schippe.


M e p h i s t o.


Doch wolltest du nicht von der Klippe…


F a u s t.


Ich wollte gar nichts, und was geht’s dich an?
Es störte mich ein fremder Mann.


M e p h i s t o.


(imitiert Faust)


Ja was nützt mir mein Papiera,
Bin ich doch nicht auserkoren.
Wenn ich hier am Strand spaziera,
Haben alle sich verschworen,
Editoren und Zensoren.
Ach ich armer, alter Faust!
Wie es mir vor ihnen graust!


Ja, da kommt mir ein Vampira,
Und der riecht so leicht vergoren;
Kommt mit giftgen Elixira.
Ach, Ich glaub, ich bin verloren.
Meine Ohren müssen schmoren.
Ach, er kommt vorbeigesaust!
Und schon bin ich ganz zerzaust!


(singt hämisch)


Kalter, grauer Leviathan
Schlummre sanft in meinem Herzen,
Denn es ist bereits aus Stein.
Kommt nicht schnell ein kleiner Satan,
weckt mich auf mit seinen Scherzen,
Ja, dann fällt mir nichts mehr ein.
Tja, dann fällt mer nix mehr ein.
Aus dem Bauche spritzt die Jauche
in die Höh wie’ne Fontain.
Und ich fauche und verhauche
Meine Seel so wunderscheen.
Und es stinkt der Leviathan
Wie ein altes, fettes Schwein.
Kommt nicht schnell ein kleiner Satan.
Tja, dann fällt mer nix mehr ein.
Tja, dann fällt mer nix mehr ein.


F a u s t.


Es reicht.


(geht ab)





III


Fausts Computerzimmer





F a u s t.


(kommt zur Tür herein)


Vorbei; mit mir ists aus. Ich hab ‘nen Klaps.
‘nen leichten nicht; doch einen saftigen!
Ich sah am Strand schon den Leibhaftigen.
Das kommt davon. Der Geist ersäuft im Schnaps.


(blickt in einen Wandspiegel)


Himmel! Dieser alte Knacker!


(weicht zurück)


Ein Gespenst vom Totenacker…


S t i m m e a u s d e m S p i e g e l.


Ich bin die Patina, die gierig graue.
Zu grau, zu alt; ich weiss, Du liebst mich nicht.
Ich klebe dreist als widerliche Schicht
Auf Deinem Leben, bis ich Dich verdaue.
Ich lege mich wie Staub auf Deine Lenden,
Zerfresse Dir das Lächeln im Gesicht.
Im Traume noch da schmirgelt meine Gicht
An Deinen Füssen und an Deinen Händen.


F a u s t.


Jedoch die Poesie in meinem Geist
Die ist abstrakt. Wie kannst du sie verderben?
Die kämpft noch kühn mit starkem Regiment.


S t i m m e.


Ach warte nur. Bald ist auch sie vergreist.
Denn stärker ist die Poesie vom Sterben,
Die Poesie im Staub…, im Sediment…


F a u s t.


(wühlt in Akten auf dem Schreibtisch)


Mein dichterisches Testament.


Hier seh ich auch schon meine Erben -
Zwei kleine halbzerquetschte Motten…


(setzt sich an den Schreibtisch)


Was nützt es mir? Mein blödes Spotten!


(zündet sich eine Zigarette an)


Sonette schrieb ich einst und manch Gedichte.
Nun bin ich satt und stille, dunkel, stumm.
Im Moll verglimmt mein matter Wille. - Dumm
Bin ich nicht, doch dumpf sind die Gesichte.
Wie leicht flog mir die Feder in der Jugend!
Ich war so geistreich, heiter, elegant,
So witzig, spritzig und gescheit. Bekannt
Und doch galant; man liebte meine Tugend.
Im Groll und doch in kalter Ironie
Zieh ich verbittert an der Zigarette.
Erwacht sie noch, die ruinierte Stärke?
Ach, ich verlach die alte Poesie!
Wer liest sie noch, die publizierten Werke,
Die lieben, die verwitterten Sonette?


(schaltet Computer an)


Zum Teufel! Nein, ich bin kein Dichter.
Doch schreiben kann ich allemal
Als Kritiker, als weiser Richter.


Nicht ich - die andern sind banal.


(stöbert in einem Forum)


S t i m m e a u s d e m C o m p u t e r


Dem Kritikós, dem willst Du dienen? Stille!
Denn hier betrittst Du seinen hehren Tempel.
Nicht mit der Feder sondern mit dem Stempel
Sollst Du beten. Dieses ist sein Wille.
Sonette willst Du dichten? Künstlergrille!
Dem Gotte schmeckt er nicht, Dein leerer Krempel.
Verkünde als didaktisches Exempel
Uns die Kritik der dichterischen Stille.
Nun lächelt er sein sanftes Marmorlächeln,
Ein wenig kritisch, aber süffisant.
Du bist gewaschen jetzt, ein alter Hase.
Vergiss nicht manchmal kühlen Wind zu fächeln
Von Aristoteles und auch von Kant:
Die Düfte schmeicheln seiner kalten Nase.


F a u s t.


Doch bleib ich lieber anonym.
Nein. "Faust" sei nicht mein Name.
Ich wähle mir ein Pseudonym:
Sevërus der Infame!


(singt)


Sevërus war nie ein Politiker.
Er war nicht charmant. Er war Kritiker.
Er trug eine Brille.
Es ward auch sein Wille
Stets strenger, stets strikter, stets strittiger.


Wenngleich auch als Mensch reserviert
Als Kritiker schien er versiert.
Da wurde ein jeder
Mit giftiger Feder
Nach Strich und nach Faden blamiert.


Die Dichter und ihre Penaten
Die waren verkauft und verraten.
Sevërus bewarf
Sie je nach Bedarf
Mit faulen verbalen Tomaten.


Bei einem nur kennt er kein Nein.
Wer ist denn so sauber und rein?
Wer kann sich erwehren
Der kritischen Lehren?
Man fragt sich, wer mag das bloss sein?


Nur einer ist himmlisch und fein
Und trägt einen Heiligenschein.
Den soll man verëhren,
Den einzigen hëhren
Versierten Sevërus allein.


(es klingelt)


Verdammt…, wer wagts? Wer hat geklingelt?
Der Teufel hat mich schon umzingelt!


(geht zur Tür)


Wer da?


M e a g e r A r t.


Ich bin’s.


F a u s t.


Das klingt apart…


(öffnet die Tür)


Ach so. Mein Fräulein Meager Art.


M e a g e r A r t.


(tritt ein und betrachtet sich im Wandspiegel)


Ich hörte lustigen Gesang.


F a u s t.


Ach was. Doch nicht im Treppengang?


M e a g e r A r t.


Doch, doch! Die Stimme klang recht faustisch.


F a u s t.


(lacht)


…so jung, so zart und schon so kaustisch?


(geht zum Klavier)


Auf auf! Zeig mir die Zähne.
Andiam, andiam, mio bene.


M e a g e r A r t.


(setzt sich ans Klavier)


Nun ja. Ich war beschäftigt diese Woche.


F a u s t.


Du pfeifst doch immer auf dem letzten Loche.


M e a g e r A r t.


Okay. Ich hoffe, dass ich Sie erheitere…


(übt Tonleitern)


F a u s t.


Was soll denn dieses Tongeleitere?


Erheitrung nennst du das! Doch ich erzürne -
Spiel mir die zwei Chopin Nocturne.


M e a g e r A r t.


(spielt ein Chopin Nocturne)


F a u s t.


Ojemine! Warum so trocken?
Von Chopin scheinbar keinen Schimmer!
Wen will der arme Freier locken
Mit diesem schäbigen Gewimmer?


(stellt sich in Positur)


Du stehst, ein wenig traurig, mit der Laute
An einer kalten Mauer in der Nacht.
Dort, heimlich an dem Fenster, lauscht die Traute.
Dein Liebchen ist durch holden Klang erwacht.


(zupft eine unsichtbare Laute)


Und so entschwebet die Passage,
Die Klage dieser wonnig süssen Terzen
Von unten bis hinauf zur Bel-Etage…


M e a g e r A r t.


(kichert)


…und ach, das Liebchen treibt es dort mit Kerzen.


F a u s t.


Ja typisch! Keinen Sinn für Poesie!
Nur blöde Witze und dann hi-hi-hi.
Die Schüler werden immer dreister…


M e a g e r A r t.


Doch sage mir, verehrter Meister,
Wie übe ich cantabile?


F a u s t.


(setzt sich neben Meager Art)


Legato! Und amabile.


Beim Anschlag - oder touch - da müssen
Die Finger jede Taste küssen.


(spielt)


Und lasse sanft die Hände schreiten
In jenes tiefe Tal der Zeit,
Durch das Erinnerungen gleiten
In lauschender Versunkenheit.
Oh lass sie gleiten auf den Wegen
Der Fantasie von Freud und Leid,
Wo wundersame Blüten wogen
In süchtiger Betrunkenheit.
So lass sie gleiten, wogen, schreiten,
Sie halten nicht den Schritt der Zeit!
Doch süsser mögen sie begleiten
Verklingende Unendlichkeit.


M e a g e r A r t.


Ich bin verzückt, mein Faust. Ich träume –


F a u s t.


Horch, als Wachende versäume
Nicht, das Fliegen zu erlernen!


Auf! Flieg davon, flieg in den fernen ~
Den fernen Tanz der Suiten, der Couranten,
Der stolzen Polonaisen, auch galanten
Recht spielerischen Minuette.


Auf! Lass sie tanzen als adrette
Gewandte Rokoko Manieren:
Gar flink verzieren Deine Finger
Im Jeu Perlé all die Mordente,
Passagen, Teufelstriller, Ornamente.
Die Praller, Preller, Schnalzer, Schneller
Spiel voller, flinker, prächtig, heller!
Spring in die Welt, eins, zwei, drei, vier.
Sei unbesorgt. Wir folgen Dir.


M e a g e r A r t.


O bravo, Faust! Das war rasant!
So con bravura und markant.


(ergreift die Hand von Faust)


Doch deine Finger sind ein wenig krustig.


F a u s t.


Das findest du wohl ziemlich lustig?


M e a g e r A r t.


Und deine Nase…, wie grotesk!
Wohl gar ein wenig chopinesk.
Das ist ein adliges Profil -


F a u s t.


Du spinnst! Ich bin schon ein Fossil.
Chopin starb doch mit neununddreissig.


M e a g e r A r t.


Und du bist neunzig - ja, das weiss ich.
He, Alter! Kannst du mich verstehen?


F a u s t.


(lacht)


Hast du sein Foto nie gesehen?
So krank, so melancholisch trüb -
Vergilbt ist die Daguerreotype.


(geht zum Computer)


Ich werde dir - es kann nicht schaden -
Das Bild mal schnell herunterladen.


M e a g e r A r t.


(folgt Faust zum Computer)


Und auch ein Bild von dir mit zwanzig.
Heut wirkst du schon ein wenig ranzig.


(legt ihre Hand auf Fausts Schulter)


F a u s t.


Respekt, mein Fräulein Meager Art!


M e a g e r A r t.


- und deine Ohren sind behaart -


(es klingelt)


F a u s t.


Schon wieder! Na, wer mag das sein?


M e a g e r A r t.


Das ist mein liebes Väterlein.
Er ist’s! Ach Faust, was wolln wir wetten?


F a u s t.


Ich hoff, er kann mich vor dir retten!


(öffnet die Tür; Mephisto steht draussen)


Ich werd verrückt! Der ist dein Vater?


M e a g e r A r t.


Was machst du denn für ein Theater?


Hallo Papá, du bist charmant!


M e p h i s t o.


Herr Faust. Wir trafen uns am Strand.
Mein Töchterlein ist doch nicht faul?


F a u s t.


O nein. Sie hat ein freches Maul.


M e a g e r A r t.


Der alte Knacker ist gemein.
Er kann nur immer giftig sein.


M e p h i s t o.


(lacht)


Mein braves Kind! Du bist so ganz der Vater!


F a u s t.


Leibhaftig. Nur ein wenig delikater.


M e p h i s t o.


Doch hör mein Kind, du gehst nun besser
Allein nach Haus - und ohne Zaudern.
Es möchten wohl der Herr Professor
Und ich zu gern ein wenig plaudern.


M e a g e r A r t.


Adieu mein Faust, du kleiner kesser;
Und träum er süss, der Herr Professor.


(geht)






IV


Im Golden Age Internet Café: Faust und Mephisto am Tisch. Computer. Jazz





M e p h i s t o.


(gestikuliert mit Zigarillo in der Hand)


Kaffee, Latte, Macchiato -
Alles was dein Herz begehrt!
Ist das Tässchen schon geleert?
Nimm Espresso mit Gelato
Und im Presto con Vibrato
Hat der Witz sich wild vermehrt.
Schwarzer Mokka, Capuccino,
Schlürft sich lecker engagiert.
Mensch, was bin ich inspiriert!
Nebenbei am Pianino
Klimpert munter ein Latino
Leicht beswingt und melodiert.
Noch ein Kaffee, doch con pane,
Sei dir hier, mein Freund, serviert.
Aber bitte nicht geniert!
Und im Nu, wie die Vulkane,
Hast du heisse und spontane
Prachtgedichte produziert.


F a u s t.


Ja, konstruiert wär auch das rechte Wort.
Seit zwanzig oder dreissig Jahren,
Da konstruiere ich in einem fort
Und ziehe alles an den Haaren ~
Herbei. Und bin doch selber schon mit Glatze.


M e p h i s t o.


Man höre nur, was er da wieder schwatze.
Was störts den Leser, ob es konstruiert,
So lang er sich daran ergetze?


F a u s t.


Ja freilich. Du bist raffiniert.
Doch letzten Endes ist das nur Geschwätze!


Verleimt ist alles, was ich leiste.
Es fehlt der Blitz in meinem Geiste.


M e p h i s t o.


Man warte weiter auf den Blitz
Und starr auf leere Blätter.
Hat er denn nicht von selbst schon Witz?
Er braucht ein Donnerwetter.


F a u s t.


Soll ich den Leser amüsiern
Und nur noch seichten Witz serviern?


M e p h i s t o.


(leiert ironisch)


Schreib nicht für den seichten Leser.
Dieser liebt nur lasche Sprüche,
Leere Phrasen,
Seifenblasen,
Bunte Gläser,
Wohlgerüche.
Koch nicht für den Anspruchslosen.
Der liebt nur die fade Küche,
Kalte Hasen,
Wasserblasen,
Cola-Dosen,
Bibelsprüche.
Glaubst du, nur das Originelle
Sei aus ganzem Holz geschnitzt?
Wer da kleistert,
Meistre nicht,
Und wer nicht gehörig schwitzt,
Sei ein seichterer Geselle?


F a u s t.


Ja, du kannst das auf die Schnelle,
Du mit deiner Hexenküche.
Die begeistert!


Doch bei mir gehts in die Brüche.
Alles ist so schrecklich lose
Und der Rest geht in die Hose.


M e p h i s t o.


Da haben wirs. Er will nichts wagen
Und hockt so stumpf und deprimiert.
Er bräuchte doch nur tüchtig dreinzuschlagen.


(zu einem unsichtbaren Kellner)


Herr Ober, ein Depresso; es pressiert!


(zu Faust)


Es labt sich stets am Sentiment
Nur der, der sich nicht selbst erkennt.
Ein wahrer Mann, wer mit Genuss
Haut einmal drauf und damit Schluss.


F a u s t.


Mein Gott. Wie bist du so subtil.
Sechs Tassen Mokka sind zuviel...


M e p h i s t o.


Lass mir den Herrgott aus dem Spiel
Und spar uns deinen eitlen Neid.


Mein lieber Faust, wärst du bereit,
So wollten wir zusammen kochen.


F a u s t.


Du meinst, ich käm zu dir gekrochen
Wie ein verwundetes Genie?
Da lockst du sicher weiche Nieten
Mit deiner Machotherapie.


Hast du nichts Bessres anzubieten?


M e p h i s t o.


Wohl hätten wir, wär es erlaubt,
Euch was Pikantes anzubieten…


Doch schimpft ihr auf die weichen Nieten,
Scheint auch mein Angebot verstaubt.


F a u s t.


Heraus damit.


M e p h i s t o.


Ich fänds humorig,
Wir lehrten euch die Metaphorik.


F a u s t.


Mephístophorik soll es sein!


M e p h i s t o.


O nein, mein lieber Faust. O nein.


Wo schäumt das Leben im Erschaffer?
Was träumt sein Wesen? Die Metapher.
Wo sich die Kritiker verkrachen
Und alles hübsch in Stückchen schneiden,
Wo hunderttausend Teufel lachen,
Wenn Seelen sich von Körpern scheiden,
Und Körper andere vernichten,
Wird die Metapher uns verdichten.


Wo Ungeist die Begriffe drechselt,
Da wolln wir in den Himmel bauen.


F a u s t.


Der Worte sind genug gewechselt.
Lass mich nun auch Metaphern schauen!


Lass sich die Kritiker entzwein,
Den Ungeist mit sich selbst bekriegen.
Mein Geist soll wie ein Vögelein
In fernen, blauen Himmel fliegen.


M e p h i s t o.


(lacht)


Da willst du nun Metaphern schaun –
Entsinnst sie ja schon selber
Vom Geist im Himmel, einem blau’n;
Warum denn nicht ein gelber?


Servier uns keine Vögelein
Hier auf den Kaffeetisch.
Horch, willst du wirklich glücklich sein,
So flieg doch wie ein Fisch.


F a u s t.


"As happy as a flying fish."
Das klingt originell!
Was bist du doch so teufelisch
Luzide, schlau und hell!


M e p h i s t o.


Ich danke schön fürs Kompliment.
Man wähnt mich zwar perfide,
Doch war stets das Luzide
Mein eigentliches Element.


F a u s t.


So hoffe ich, dein Glitzern malt
Mir Helles ins Gesicht.
Da wo der Luzifer erstrahlt,
Schein auch dem Faust das Licht.


Mephisto soll mich inspirieren!


M e p h i s t o.


Ach geh. Ich war ja nur am Konstruieren.


Von deinem öden Himmelsdreck
Nahm ich ein Vögelchen hinweg.
Vertauschte es ganz frank und frisch
Mit einem kleinen, frechen Fisch.
Dort fliegt er kühn mit Gruss und Kuss
Ins Himmelreich - dein Pegasus.


F a u s t.


Verdammter Hund! Welch Teufelei.
Das ist Metaphernkleisterei!


M e p h i s t o.


In altes Holz schnitz dich hinein,
Beschneid die morschen Äste.
Und pfropfe fremde Zweigelein
Nur immer forsch und feste.


Vertraue dir, wenn du es selbst erprobst.
Dann blüht auch dir gewiss das frische Obst.


(Faust lacht)


Verzeiht, ich meinte wohl die frischen Blüten.
Es fällt das Obst von selber in die Tüten.


F a u s t.


So brauche ich die Eier nicht zu brüten?


Ich döse im Schlaraffenland
So vor mich hin. Mit schlaffer Hand
Schreibt sich der Vers alleine
Und träumet sich recht nonchalant
In einen Heinrich Heine.


M e p h i s t o.


Von wegen! Nein, so meint ichs nicht.
Matratzen tun dir weh.
So gings ja auch dem Heinerich,
Der war mein Protegé.


Such lieber schnell im Internet
Die altbewährten Sprüche.
Verbrate sie, mit etwas Fett,
In deiner Dichterküche.
Vermische dann im ABC
Metapher, Meme und Klischee.


Auf! Beginne prompt dein Schaffen.
Nimm dir hier beim A den Affen:


Affen machen meist Theater.
Affenlyrik machst du draus.
Und erscheint der Heilge Vater,
Schauts nach Affendrama aus.
Tempo, tempo Affenzahn!
Zahnrad flitzt noch toller.
Mit dem Affenzahnrad, Mann,
Kriegst’nen Tropenkoller.
Sind die Tropen dir zu bunt
Krieg polare Koller.
Tropenecken werden rund,
Rundensteher voller.


Du fällst stets auf deine Nase.
Wäre es nicht wunderlich,
Lägest du im grünen Grase
Und die Nase fiel auf dich?
Kann es dir nicht taugen,
Du fielest auf die Augen?


Deine Seele klingt befreit,
Wenn sie aus dem Leib sich schreit.
Kann sie sich nicht lüstern
Aus dem Leibe flüstern?


Du kommst immer auf den Hund.
Komm mal auf die Katze!
Kernkrank bist du. Doch gesund
Lacht die Götterfratze.


(Faust lacht)





V


Seitenstrasse im Zwielicht: Mephisto und Meager Art – Hand in Hand





M e p h i s t o.


(singt)


Auf dem Affenzahnradbahnhof
In dem Zackenbahn Coupé
Ein Ganôve und ein Gánov
Stahlen eine Zitroné.


M e a g e r A r t.


(antwortet rhythmisiert)


Auf demáffen Zann-rad-bánnov
Vorr demm Backenzahn Café
Wan-delt stumm Di-mi-tri-jánnov
Und es wak-kelt sein Toupé.


M e p h i s t o u n d M e a g e r A r t.


(mit Gusto)


Und imáf-fen Zann ein Gánov,
Ein gezackter Gánno-vé,
Durch denáffen Zann-rad-bánnov
War-fenei-ne Zit-tro-né.


Stumm liegt nun Di-mi-tri-jánnov
Ne-ben-imm liggt ein Tou-pé
Auf demáffen Zann-rad-bánnov
Vorr demm Backenzahn Café.



M e a g e r A r t.


Was macht der Faust?


M e p h i s t o.


Ich hab ihn instruiert.


M e a g e r A r t.


Ihr habt euch wohl vortrefflich amüsiert?


M e p h i s t o.


Gewiss. Doch wirkt der Gute etwas bange.
Drum spute dich und nimm ihn in die Zange.





VI


Nachts auf einer Bank im Wald: Faust dichtet





F a u s t.


"Es schien der Mond in tiefer Nacht.
Es funkelten die Sterne.
Da habe ich an dich gedacht,
Mein Liebchen in der Ferne."


An die Arbeit, teure Kunst!
Schenk uns, Metaphorica
Sancta Diabolica,
Deine holde Gunst:


"Es schien der Mond in tiefer Nacht." -
...ein lyrisches Klischee.
"Ein stumpfer Mond in flacher Nacht" –
...schon besser, wie ich seh.
Nun ist die Fantasie erwacht:
"Es schmiert ein Mond in kranker Nacht."
Jetzt heisst es tüchtig nachgedacht,
Damit ich nicht verweile.


"Es funkelten die Sterne."
Das Sternefunkeln – wie banal!
Das klingt so abgeschmackt und schal;
"Es tropfen stumm die Sterne."
So habe ich das gerne.


"Es schmiert ein Mond durch kranke Nacht.
Es tropfen stumm die Sterne.
Mein Schätzchen schlummert tief im Schacht
Der finsteren Zisterne."


(Meager Art nähert sich von hinten und hält Faust die Augen zu)


Mephisto!


M e a g e r A r t.


Falsch!


F a u s t.


Oh, - Arte Meager!


M e a g e r A r t.


Was hockst du da, mein teurer Krieger
Allein in deiner finstren Wut?


(setzt sich neben Faust)


F a u s t.


O meine süsse Teufelsbrut!
Bist du mir etwa nachgeschlichen?


M e a g e r A r t.


Die Sterne sind noch nicht verblichen.


F a u s t.


Sie tropfen leise aus dem kranken Mond
In eine eiterig verschmierte Lache.
Und tief im Brunnen, wo mein Liebchen wohnt,
Hält quakend eine Unke ihre Wache.


M e a g e r A r t.


Pfui Spinne! Faust, mein kleines Schwein!
Was mischst du für Gewürze?
Ich rieche schon mein Väterlein
Und seine Teufelsfürze.


Du liebst nur Knochen und Gebein;
Archäologe sollst du sein
Mit einem Spaten oder Messer…


F a u s t.


Ein Nekrologe wär noch besser!


(deklamiert)


"Ich stieg hinab in meinen Garten,
Mein Gärtchen der Fossilien,
Grub lustig um mit einem Spaten,
Fand dort versteinert unter Lilien
Mein Liebchen und gar manche Arten
Verblühter Crocodilien.
Schau, süsser Geist der Nostalgie,
Was suchst, entschaufelt, Du bei mir
In meiner saubren Klause?
Schleich nicht so sacht um meine Tür
Und schlüpf mir nicht ins Hause!
Ach, Schätzchen mein im Garten,
Magst nicht ein wenig warten?"


M e a g e r A r t.


Jetzt aber Schluss mit den Skeletten
In deinen Gärtchen und Klosetten!


F a u s t.


O meine süsse Satansbrut!


M e a g e r A r t.


Ich bin ein Mensch aus Fleisch und Blut.


(legt ihren Arm um Faust und singt)


"Wiege dich wonnig
Mein wohliges Schaf
Wiege dich sonnig
In mondigen Schlaf.
Wiege dich, sonne dich, wiege dich, monde dich,
Wohliges, wonniges Schaf.


Schmiege dich mollig
Mein schmollendes Schaf.
Schmuse mich drollig
Mein schmutziger Graf.
Schmiege dich, wiege mich, schmolle nicht, schmuse mich
Drolliges, molliges Schaf."


F a u s t.


Welch zauberhafte Stimme, Meager Art!
Sie klingt so silbrig helle, seidenzart.


(Meager Art knufft Faust)


Nein ehrlich! Ohne Ironie –
Du singst mit sehr viel Fantasie.
Als Pianist erweckst du Gähnen,
Doch deine Stimme rührt zu Tränen,
Will mich entzücken, will mich inspirieren...


M e a g e r A r t.


So bitte ich um den Genuss,
Mein Dichter und mein Musikus,
Die Ehre, mir ein Lied zu komponieren.


F a u s t.


Willst du mich hier kompromittieren?
Schon lange schrieb ich nur noch Schund.


M e a g e r A r t.


Der arme Faust. Sein Herz ist wund.


(schmiegt sich an Faust)


Hab keine Angst, dich zu blamieren.
Hör zu. Ich wiege dich gesund:


(singt)


"Wiege dich wonnig
Mein wohliges Schaf
Wiege dich sonnig
In mondigen Schlaf.
Wiege dich, sonne dich, wiege dich, monde dich,
Wohliges, wonniges Schaf."


F a u s t.


Es sonnte sich der Mondenschein,
Verirrt in schlimmer Nacht,
Auf einem kalten Marmorstein —
Hat mich so angelacht.
Was schimmert Dir ein Heil’genschein,
Scheinheiliges Gestirn?
Willst Du der Schläferin Gebein
Im faulen Schlummer störn?
Der Mond wirft einen fiesen Schein
Aus meiner Liebsten Blick.


M e a g e r A r t.


Irrer Mond, jetzt bist Du mein!
Ich werfe Dich zurück.


(küsst Faust)


Dein Mund ist meine Sonne und mein All -
Besonders, ja besonders wenn er schweigt.
Und wenn des nachts der volle Mond sich zeigt,
Dein Lästermund bringt ihn gewiss zu Fall.
Doch lässt er, wenn er schweigt, sich zärtlich küssen,
Verspritzt er sonst auch giftig Ironie.
Wenn Du ihn unterbrichst, den Redeschwall,
Dann scheint Dein Mund als Mond der Poesie.
Und darum küss ich ihn, den schmerzlich süssen.


(küsst Faust)





VII


Fausts Computerzimmer





F a u s t.


(am Klavier; singt sein eigenes Lied)


"Mein Wort, mein Wort,
Wo ziehst Du hin?
Wann wirkst Du fort?
Wie webt Dein Sinn?
Was kannst Du denn, was sollst Du denn
Allein, alleine schaffen?
Ein Affe, der veräfft sich bloss
So ohne andre Affen.
Wie sollst Du denn, wie willst Du denn
Uns als Solist betören?
Es müssen sich die Musiker
In einer Band verschwören.
Mein Bild, mein Bild. Ein Bild jedoch,
Das springt doch aus dem Rahmen!
Das ist ein Baum, ein Garten schon;
Nicht bloss ein Blumensamen!
Das lockt sie ja, das lockt sie ja,
Die grosse Horde Affen.
Sie springen in die Galerie,
Stehn dumm davor und gaffen.
Sie stürzen sich, sie stürzen sich
Hinein in dieses Bild.
Sie klettern wendig auf den Baum.
Sie purzeln sich wie wild.
Ich hab sie nun, ich hab sie nun,
Mit meinem Bild gepackt.
Da dürfen sie sich purzeln
Im Rhythmus und im Takt.
Sie tanzen mir, sie tanzen mir
In bunter Melodie.
Gar munter und mit Leidenschaft
Und auch Melancholie.
Musik, dein trauter Rhythmus erst,
Der wird uns recht durchdringen.
Lass mich mein Bild mit meinem Wort
In meinem Lied besingen."


M e p h i s t o.


(tritt ein)


Mein teurer Freund, ich bin so frei,
Die Türe stand ja offen –


F a u s t.


(blickt auf)


Was gibts?


M e p h i s t o.


Du wirkst so heiter, ei -
Du bist wohl nicht besoffen?


F a u s t.


Betrunken machte mich das Wort.
Es trug mich fort, und fort, und fort –


Sprich, trinkst du einen scharfen Korn?
Er steht im Kühlschrank, schau, da vorn.


M e p h i s t o.


Ein Korn? Das klingt so kernig gut!
Mir kocht das Körnige im Blut.
Mein Faust, der ehemals apathische,
Hat einen Sinn für scharfen Geist.


Doch trink ich lieber, wie du weisst,
‘ne Tasse Kaffee, eine aromatische.


F a u s t.


(nimmt eine antike Kaffeemühle)


Dann mahle ich. Doch sage mir,
Wärst du bereit? Gern läs ich dir
Heut meine neusten Verse vor.


M e p h i s t o.


So schiesse los. Ich bin ganz Ohr.


F a u s t.


(mahlt Kaffee und deklamiert Verse)


Warum in der Stube hocken?
Weite deinen Geist, mein Kind!
Komm, ich mach mich auf die Socken,
Greife meinen Stock geschwind.
Reise rasch nach Transsylvanien.
Die Geranien will ich schnuppern,
Und ich nasche von Kastanien
Wenn die Samoware blubbern.
Und so suchet sich mein Leben
Seine Seele im Gedicht.
Nur nach Poesie zu streben,
Dies ist meine heilge Pflicht.
Ach, wie bös ist mein Erwachen!
Niemals hätt ich es geahnt.
Tief im Lande lauern Drachen
Und ihr Rachen ist gezahnt.
Und am Grabe von dem Vater
Weht mein Schmerz so wild und frei.
Schwarz gewandet kommt ein Pater
Aus der dunklen Sakristei.
Selbst die flinken Fledermause
Flattern nun im Trauerflor.
Schauerlich durch die Kartause
Tönt der Toten Klagechor.
O du schnödes Transsylvanien!
Hätt ich dich doch nie bereist!
Ich verlasse euch, Geranien.
Lebe wohl, mein Dichtergeist!
Wozu in die Ferne eilen?
Schau, das Gute wohnt daheim.
Hier nur darf ich sanft verweilen,
Dieses sei mein letzter Reim.


M e p h i s t o.


Nice! Gefällig, deine Lieder –
Doch vielleicht ein wenig bieder.


Reist allein nach Nirgendwo?
Pack sie dir ins Portmanteau,
In Graf Drakulas Chateau
Leg sie ein
Ins Gebein,
Wörter von Herrn Frankenstein!


Mein Faust – was schaust du so betroffen?


F a u s t.


Nicht ich – nein du bist heut besoffen!
Du kommst zu mir bloss um zu faseln?
Gespinste sind das, oder Gaseln.


M e p h i s t o.


Was machst du denn für ein Gesicht?
Sag, kennst du Lewis Carroll nicht?
Alicia im Wunderland.
Ist dir die Kleine nicht bekannt?


(Faust nickt)


Das dacht ich mir. Du kennst sie doch.
Und trafst du nie den Jammerwoch,
Den Jabberwocky, meinen Drachen?
Den kennst du nicht? Da muss ich lachen.


F a u s t.


Nie gehört. Doch sag mir bloss,
Was bedeutet "Portmanteaus"?


M e p h i s t o.


Frankenwörter, Portmanteaus –
Kofferworte sind noch toffer –
Statt der Kleider in den Koffer
Packst du Wörter und bon mots:


Sakristei und Transsylvanien
Sind zusammen Sankristanien
Oder aber Sangristei.
Doch das sei uns einerlei,
Wenn es nunmehr also heisst:
"O du schnödes Sankristanien!
Hätt ich dich doch nie bereist!"


Ist die Holde heute blöde,
Ihre Prüderei so spröde,
Ist sie schnöde mal, mal holde,
Tja, dann ist sie deine Schnolde:
"O du schnoldes Sankristanien!
Hätt ich dich doch nie bereist!"


Fledermäuse werden Fläuse,
Schrill und schaurig schrauelig.
Und die flattern durchs Kartäuse
Schliff gesimmt und sabberig.


Doch flattern sie ein wenig schlapp.
Schlattern bringt sie frisch auf Trab:


"Und es schlattern all die Fläuse,
Schliff gesimmt im flugsen Flor.
Schrauelig durch die Kartäuse
Siriliert ihr Sabbachor."


F a u s t.


Hui, das klingt vielleicht exotisch!
...oder aber idiotisch...


M e p h i s t o.


"Und am Grabe von dem Vater
Weht mein Schmerz so wild und frei"?
Warum nicht der Nosfurater
Und der wilde Wandolei?


F a u s t.


Wandolei? Versteh kein Wort.


M e p h i s t o.


Schreibst du einen Schulreport?


Geht es nur um das Verstehen,
Dann begrab dir die Ideen.


"Und am Grab von Nosfurater
Weht der wilde Wandolei
Schmerzgewallet wie ein Pater
Aus der schmären Sangristei."


F a u s t.


Schmäre? Schnolde? Sangristei?
Nosfurater? Wandolei?


Es dreht sich mir im Kopf.


M e p h i s t o.


Du bist und bleibst ein armer Tropf.


Jetzt muss ich aber leider gehn.
Adieu, Herr Faust!


F a u s t.


Auf Wiedersehn.


(Mephisto geht)





VIII


Billardsaal: Mephisto und Meager Art spielen





M e p h i s t o.


Was macht der Faust, mein Töchterlein?
Hast du ihn dir gekrallt?


M e a g e r A r t.


Wir trafen uns im Mondenschein
Auf einer Bank im Wald.


M e p h i s t o.


O wie poetisch! Wunderbar.


M e a g e r A r t.


Ich frass ihn auf mit Haut und Haar.


M e p h i s t o.


Obschon er keins mehr hat.


Und? Bist du satt?


M e a g e r A r t.


Ich find ihn nett.


M e p h i s t o.


Mein holdes Seelchen redet gar,
Als wenns ein Seelchen hätt.


Hälst du kein Pfand in deiner Hand
Von diesem armen Wicht?
Sonst steh ich da und krieg ihn nicht...


M e a g e r A r t.


Mal dich nicht selber an die Wand!


(Faust tritt auf mit einem Cognacschwenker in der Hand)


M e p h i s t o.


Da schau – wenn man vom Teufel spricht,
So kommt er selbst gerannt.
Sein Anagramm? Heut ist es "sauft".
Mal sehn, was er uns da verkauft.


(zu Faust)


Professor Faust; seit wann gefiel
Euch denn das schnolde Billardspiel?


F a u s t.


Hier seid ihr! Und ich rannte fast bis Spanien.


Ich wollt euch, wenn ich darf, mein Sankristanien...


M e p h i s t o.


Das schnolde mit verlassenen Geranien?
Schon fertig?


F a u s t.


Darf ichs deklamieren?


M e p h i s t o.


Frisch zu! Ihr sollt euch nicht genieren!


Nimm uns mit nach Transsylvanien –


(spielt Billard mit Meager Art während Faust deklamiert)


F a u s t.


O du schnoldes Sankristânien!


Warum in der Stube schnocken?
Weite deinen Geist, mein Kind!
Komm, ich mach mich auf die Socken,
Greife meinen Stock geschwind.
Reise rasch nach Sankristânien,
Will die frischen Lanien schnuppern,
Wandeln unter den Kastanien
Und am Summovare schlubbern.
Denke meiner Seel zu frieden,
Dünke mich im Paradeis.
Nur der Poesie zu schmieden
Sei mein heiliges Geleis.
Ach, wie arg ist mein Verzachen!
Niemals hätt es mir geschwant.
Unter Lanien blummern Rachen,
Schwitz geschweift und blut gezahnt.
Und am Grab von Nosfurater
Weht der wilde Wandolei
Schmerzgewallet wie ein Pater
Aus der schmären Sangristei.
Und es schlattern all die Fläuse,
Schliff gesimmt im flugsen Flor.
Schrauelig durch die Kartäuse
Siriliert ihr Sabbachor.
O du schnoldes Sankristânien!
Hätt ich dich doch nie bereist!
Lebet wohl, ihr holden Lanien!
Lebe wohl, poëtscher Geist!
Wozu in die Ferne schweilen?
Treue stets dem trauten Häum.
Ja, hier darfst du dich vertreilen,
Selig und in sachter Säum.


M e p h i s t o.


(applaudiert mit Qeue unterm Arm)


Mein sel’ger Faust, ihr habts vortrefflich ausgeführt!
So eloquent und so versiert! Ach – zum Verwöhnen!


M e a g e r A r t.


Hast du das Werk schon publiziert?


F a u s t.


Noch nicht. Da wird man mich verhöhnen.


M e p h i s t o.


I wo, i wo! Bei diesen schönen
Erfundnen Wörtern wird man wild dich feiern. –


...wohl noch in grauer Zukunft deine Verse leiern...


Ein wenig Mumm mit etwas Schuss!


F a u s t.


Ein rechter Mann, wer mit Genuss
Schlägt einmal drauf und damit Schluss!


(leert Cognacglas)


M e p h i s t o.


Prost! Nur zu. Kein Scherz, kein Scherz.
Gehe auf die Foren.
Traue dich! Fass dir ein Herz.
Zeig es diesen Toren!


F a u s t.


(zu Meager Art)


Kommst du, meine schnolde Fee?
Ich sing dir holde Lieder...


M e p h i s t o.


(zu Faust)


Geh mit ihr. Ja geh, geh, geh
Und sing sie immer wieder.


(Faust und Meager Art ab)


--


(Mephisto allein; stösst langsam eine Kugel an)


Pfuhl dich durch die Höllenpforte,
Sachte nur, gleich bist du da.
Schleich zum Klang der Frankenworte,
Summ dir ein drakules La.
Labe dich an den Ergüssen
Deiner feinen Poesie.
Nasch nur von den Satanüssen
Meiner fiesen Fantasie.
Und ersinne süsse Lieder,
Sanft, sonor und stets perfider.


Suhle dich in der Spelunke,
Sauf dich grünlich, lach dich blau.
Schnalzt die Kröte mit der Schnunke
Walzt Mephisto auf der Sau.
Aale dich in den Genüssen
Einer schnöden Hedonie.
Schaler soll die Muse küssen
Solcher öden Parodie.
Und verleime deine Lieder
Noch gemeiner, noch perfider.


Buhle um die Gunst der Gosse
Und um Babels kranken Wein,
Und ernenn dich zum Kolosse,
Mein genialer Frankenstein.
Brenne nun in dem Genusse
Deiner elenden Manie,
Denn ich gebe dir im Kusse
Meine ewge Agonie.
Schreie, schreie deine Lieder
Immer wieder, immer wieder,


(spielt gegen sich selbst im accelerando)





IX


Seitenstrasse: Faust und Meager Art – Arm in Arm





M e a g e r A r t.


(singt)


Es war ein Dichter, wie ihr seht,
So klug, so voller Geist;
War sehr gebildet, sehr bereist,
Doch leider Gottes auch beredt -
Nicht immer, aber meist.


Sein Mund stand unter Denkmaulschutz.
Es sang wie ein Poet
Und sabberte von früh bis spät
Nur lyrisch seichten Speichelschmutz -
Doch stets mit Piëtät.


F a u s t.


(singt)


War auch ein Mägdelein recht fein
Und, ach, so wunderschön.
Des Dichters Mund blieb offen stehn
Und sabberte manch Liebelei’n -
Da wollt das Mägdlein gehn.


"Geh fort mit deinem Schmeichelputz!"
So rief die falsche Dirn.
"Den Sabber zwäng mir nicht ins Hirn,
Den schmierig seichten Speichelschmutz -
Ach, häng dich auf am Zwirn!"


M e a g e r A r t .


Da schrie sein Maul in wildem Trutz:
"Die Lieb ist ein Geheul!"
Er suchte sich ein feines Knäuel
Und würgte seinen Speichelschmutz -
O lyrisch feuchter Greuel.


Sein Grab steht unter Denkmaulschutz:
"Hier ruhet ein Poet."
Am Steine klebt noch, wie ihr seht,
Manch blass verschmierter Speichelschmutz -
Doch nicht mehr sehr beredt.


--


F a u s t.


O schnolde Magd, kommst du zu mir?


M e a g e r A r t .


Ich spiele nicht so gern Klavier.


F a u s t.


Nein, nein. Ich spiele heut auf dir
Tschaikowsky, Chopin, Bach und Liszt,
Weil du doch meine Liebste bist.


(küsst Meager Art)





X


Im Kunst Tropicarium: Faust und Meager Art





F a u s t.


Wo wogend die Palmen sich wölben und fiedern,
Das Wedeln der fiebernden Farne erwidern,
Dort schwingt die verwobene grüne Gardine
Der luftig entschwebenden Blattbaldachine.
Es flattern die Schwingen in lustigem Liede
Der tanzenden Elfen und ihrer Sylphide,
Sie schwirren im Reigen vergangener Mythen
Und naschen vom Nektar der lüsternen Blüten.
Am Saume der träumenden Baum-Orchideen
Da schlummern die duftig verzauberten Feen
Und gleiten in schläfrig verdämmernden Nächten
Auf schlingenden langen Lianengeflechten.
Im Humus, wo knorrige Wurzeln verrotten,
Da trödeln die Trolle in Grüften und Grotten.
Manch Zwerglein verfing sich und zappelt verloren
Im riesigen Trichter der Insektivoren.
Der felsigen Steilwand entrauscht in Kaskaden
Das Nass und zersprüht auf den nackten Najaden,
Den Nymphen und Nixen, die niedlich grazile
Sich wirbelnd vergnügen in neckischem Spiele.


(Dr. Aloys Palmbiss, Direktor des Tropicariums, erscheint)


P a l m b i s s.


Professor Faust! Sie kommen recht!


How do you like…?


F a u s t.


…it is fantastic!


Und die Najaden dort…


P a l m b i s s.


…aus Plastik.


Doch meine Palmen, die sind echt!


M e a g e r A r t.


Wohl nur ein wenig angebissen…


P a l m b i s s.


Ah, ich vergass! Frau Meager Art!


M e a g e r A r t.


Recht angenehm! Doch möcht ich wissen,
Wie sich die Plastiknixe paart…


P a l m b i s s.


Haha! Die Dame hat Humor!
Doch kommen Sie - ich führe Ihnen etwas vor.


Der hier, der ist besonders fein:
Ein Sulawesi Palmenwein!


(schenkt Faust und Meager Art ein Glas Palmwein ein und führt sie in den tropischen Schaukelwald,
wo die Galeriebesucher auf langen Art Déco Schaukeln vor impressionistischen Gemälden schwingen)


M e a g e r A r t.


Ich hoffe, Sie wollen uns hier nicht verschaukeln!


P a l m b i s s.


Die Kunst soll verzaubern; - mitunter auch gaukeln.
Es sind heut die Leute meist leider apathisch.
Hier werden als Schaukler sie bildungsfanatisch.
So haben sie ihre Gemälde doch gerne:
Mal scheinen sie nahe, mal schwingen sie ferne.
Da schau, unsre Gäste mit Wein und Zigarre!
Die dösen gelöster; sind nicht mehr so starre.
Jetzt dürfen sie schaukeln und saufen und qualmen -,
Pissarro geniessen im Schatten der Palmen.


F a u s t.


Wird hier nicht die Farbe von Fäulnis zerfressen?


P a l m b i s s.


Ist chemisch versiegelt mit allen Finessen!


Hier sehen Sie nur die bekannten Artisten
Und unsre französischen Impressionisten.
Wir haben Renoire, Manets und Monets…


M e a g e r A r t.


Und reichlich Moneten auch unterm Gesäss.


P a l m b i s s.


Mäzene sind besser als tägliches Beten!
Und liebst du Monet, tja dann brauchst du Moneten.


Es fehlen die Musiker nun und Poeten.
Wir hoffen, Sie werden uns oft inspirieren,
Das Kunstambiente hier klanglich verzieren!


F a u s t.


Faurés und Ravelle berieseln Renoire?


P a l m b i s s.


Chansons so im Stile der Zwanziger Jahre?


M e a g e r A r t.


Mein Faust spielt recht innig Chopinsche Berceusen,
Da möchten die Gäste noch himmlischer dösen.


F a u s t.


Zwar schrieb er nur eine…


P a l m b i s s.


Ja, was Sie begehren!
Ich wünschte, Sie könnten uns heut schon beehren.
Den Flügel, den werden wir rasch transportieren,
Das weitere lässt sich noch organisieren.


(erhebt sein Glass)


Gelobt sei das Szenarium!
Wir machen es sofort publik:
Jetzt gibts im Tropicarium
Gemälde, Palmen und Musik.


M e a g e r A r t.


An alle die Narren
Mit ihren Zigarren:
Jetzt können Sie starren
Auf unsre bizarren
Gaugins und Pissarren
Zum Klang der Gitarren.


P a l m b i s s.


Bravo! Ach, Sie sind wie meine zarten
Kakteen. Komm, ich führ Sie in den Garten.


(führt Faust und Meager Art in den Kakteengarten)


Ich liebe sie, die süssen Sukkulenten.
Sie wachsen stets in meinem Sinn.
Mit ihren Stachelchen, den virulenten,
Da sukkulieren sie so langsam vor sich hin.
Versteckt in den verborgenen Talenten,
Da offenbart sich ihr Gewinn.
Die knubbeligen Phalli, die potenten,
Beweisen eine stachelige Disziplin.
Bescheiden sind Kakteen, die dezenten.
Sie dämmern leise nur dahin.
Ihr Sukkulenten, lauscht den Komplimenten:
Ich liebe euch; ihr seid so cool, ihr seid so in!


F a u s t.


Und all die Gäste, die beim Schaukeln schwitzen,
Die sollten hier mit ihren braven
Gesässen auf den spitzen Blättern sitzen
Der mexikanischen Agaven.


Vom Kunstgenuss zum heissen Fieber…


M e a g e r A r t.


Doch die Kakteen sind mir lieber.
Oh…, diese knubbeligen Phalli!


Gibts nicht Picasso hier und Dali
In Ihrer Kaktus-Galerie?


P a l m b i s s.


Nicht schlecht. Sie sind doch ein Genie!


F a u s t.


Und singst du die feurig iberischen Sachen,
So wird das die Leut noch histerischer machen.


P a l m b i s s.


Ach Ihr Süssen…; die Ideen!
Fühlend lauschen, tastend sehen:
Soiréen zu Kakteen…





XI


Liederabend im Courtyard des Hotel Rococo: Faust und Meager Art auf der Bühne





E r s t e r K o n z e r t b e s u c h e r.


Ist das der Faust dort am Klavier?


Z w e i t e r K o n z e r t b e s u c h e r.


Er ists.


E r s t e r K o n z e r t b e s u c h e r.


Jaja, das dacht ich mir;
Das ist der Faust, den ich da seh…


D r i t t e r K o n z e r t b e s u c h e r.


Der Faust? Ist der nicht völlig kahl?


Z w e i t e r K o n z e r t b e s u c h e r.


Wohl ein Toupé?


E r s t e r K o n z e r t b e s u c h e r.


Na hörn Sie mal.


D r i t t e r K o n z e r t b e s u c h e r.


Professor Faust? Ach was, ach geh…


Herr Ober, noch ein Rosentee!


M e a g e r A r t.


(singt)


"Mein Bleistift schrieb sich ein Gedicht.
Ich hätt’s nur dir gesandt.
Doch hatte er zu viel Gewicht
Und fiel mir aus der Hand.


Ja, noch singt sie in der Seele,
Webt den Sinn mit Fantasie,
Summt so lieblich in der Kehle,
Meine Bleistiftpoesie.


Ach, verklungen ist im Nu
Dieses niedliche Gedicht.
Bald, mein Liebchen, bist auch du
Nur ein dunkles Traumgesicht."


(Applaus)


--


D r i t t e r K o n z e r t b e s u c h e r.


Die Frau hat eine Stimme!


Z w e i t e r K o n z e r t b e s u c h e r.


Hätt ich nicht gedacht.


E r s t e r K o n z e r t b e s u c h e r.


(wischt sich die Augen)


Bei Schubert kommen mir die Tränen.


D r i t t e r K o n z e r t b e s u c h e r.


Von wegen Schubert! Wie ich das versteh,
Hat dieses Lied der Faust gemacht;
Das wollt ich nur mal kurz erwähnen.


Z w e i t e r K o n z e r t b e s u c h e r.


Herr Ober, noch einmal Kaffee!


M e a g e r A r t.


(singt)


"Ich bin verliebt ins Leben.
Ich liebe immer neu.
Und wechseln auch die Liebchen,
Der Liebe bleib ich treu.


Ich liebte viele Mädchen
Mit Seele und mit Leib,
Und manchmal auch ein Knäbchen,
Und Männlein auch und Weib.


Ich bin verliebt ins Leben
Und lebe immer neu.
Muss auch mein Liebchen sterben,
Ich bleib dem Leben treu.


Drum musst du mir vergeben,
Wenn ich es nicht bereu.
Ich liebe nur das Leben.
Dem Leben bleib ich treu."


(Applaus)


--


Z w e i t e r K o n z e r t b e s u c h e r.


Mit Mädchen, Knaben, Mann und Maid?
Die Dame treibt es wohl mit allen.


D r i t t e r K o n z e r t b e s u c h e r.


Sie sang als Zeit: "Das Lied der Zeit"!


E r s t e r K o n z e r t b e s u c h e r.


Das war mir gar nicht aufgefallen…


Z w e i t e r K o n z e r t b e s u c h e r.


Ich hoff, sie singt jetzt etwas Flottes hier!


E r s t e r K o n z e r t b e s u c h e r.


Herr Ober, noch ein Weizenbier!


M e a g e r A r t.


(im scharf artikulierten Sprechgesang eines ironischen Kabarettstils)


"Es war einmal ein Dirigeur,
der wirkte affektiert
in Gestik, und auch vom Couleur
ein wenig parfümiert.


Wenn er vor dem Orchester stand,
so war dies ein Malheur.
Es fuchtelte ihm seine Hand
herum wie ein Friseur.


Dann knetete er recht markant
die Luft wie ein Masseur
schnitt auch Grimassen, höchst pikant,
wie Pedro, der Dompteur.


Das Publikum, das war pikiert,
wenn er so dirigierte
und mit den Armen ungeniert
nur leere Luft polierte.


Er fand sich selber sehr galant,
fürwahr ein Grandseigneur,
verbeugte sich auch fein charmant
und dennoch mit Grandeur.


Doch leider schien der Intendant
von ihm nicht inspiriert
und hat den Guten kurzerhand
ein wenig liquidiert.


Nun steht er da am Strassenrand
noch stets der Dirigeur.
Denn seine parfümierte Hand
frisiert jetzt den Verkehr."


(grosser Applaus)


--


Z w e i t e r K o n z e r t b e s u c h e r.


Bravo! Das war toll! Encore!


E r s t e r K o n z e r t b e s u c h e r.


Was schreist du so! Mir platzt das Ohr.


M e a g e r A r t.


(spricht ins Mikrofon)


Wir danken unsern lieben Gästen!
Hier noch ein frecher kleiner Song.
Mit diesem leckeren Bonbon
Da gebe ich mich selbst zum Besten.


(starker Applaus; sie singt mit recht lasziver Stimme
in der Diktion und Gestik der Zwanziger Jahre)


"Mich kannst du dir nicht leisten.
Ich bin so rein, so rar.
Willst du dich auch erdreisten -
Ich bin zu wunderbar.


Mein Teint, der ist vom Feinsten,
So lieblich, hell und klar.
Doch du bist vom Gemeinsten,
Bist aller Reize bar.


Was willst du mich verleiten
Zu sündigem Altar
Mit deinen Schlüpfrigkeiten,
Mein lästiger Barbar?


Bist einer jener feisten
Verführer, die fürwahr
Gar stets an mir entgleisten
In dieser trüben Bar.


Doch lass die Sparsamkeiten.
Sei nobel wie ein Zar.
Dann lob ich dich Gescheiten.
Dann bin ich dein - in bar!"


(rauschender Beifall; Meager Art und Faust verbeugen sich oft)


--


Z w e i t e r K o n z e r t b e s u c h e r.


Famos. Ja wirklich, das ist wahr.


E r s t e r K o n z e r t b e s u c h e r.


Ich bin so ziemlich von den Socken!


Doch will ich hier nicht länger hocken.


D r i t t e r K o n z e r t b e s u c h e r.


Auf! Wir gehen in die Bar.





XII


In der Cocktail Bar des Hotel Rococo: Faust und Meager Art. Konzertbesucher.
Palmbiss. Der Agent Ron Seifert





K o n z e r t b e s u c h e r.


Ich weiss nicht, wie ich’s sagen soll,
Das hatte Pfiff und viel Erotik.


P a l m b i s s.


O ja, Sie sangen wirklich toll!


Doch hatte das Szenarium
Bei uns im Tropicarium
Noch weitaus mehr Exotik.


M e a g e r A r t.


(stellt Ron Seifert vor)


Mein Kumpel hier, der kleine Ron.
Er ist Agent und Produzent auch von…


S e i f e r t.


Ron Seifert.


F a u s t.


Faust.


S e i f e r t.


Haha, das weiss ich!
Sie waren ja heut abend fleissig.
Warum denn keine Solonummer?


M e a g e r A r t.


Er spielte doch. Warst du im Schlummer?


F a u s t.


Ich habe heut ein wenig Schnupfen.


M e a g e r A r t.


Da wolln die Fingerchen nicht hupfen.


So ging es auch der scharfen Kristin,
Der weltbekannten Harfenistin:


Die fühlte sich recht widerlich,
Erkältet und verschnupft.
Drum hat sie im Konzerte sich
Des öfteren verzupft.
Der Dirigent, der hat jedoch
Mit seinem Stock geklopft,
Gesagt, dass er dann später noch
ein Hühnchen mit ihr rrropft.


F a u s t.


Ach geh, was will der Mann von ihr?
Sie hat doch nichts verzapft!
Er ist gewiss kein Kavalier,
Wenn er da vorn so klapft.


M e a g e r A r t.


Drum kneifen heute ihre scharfen
Gespitzten Fingerenden
Nicht die Harfen
Sondern feiste Dirigenten.


(kneift Faust)


F a u s t.


Au au! Ich bin kein Dirigeur!


Doch neulich hatt’ ich ein Malheur:


Ich spielte da mit Schnupfen auf der Bühne.
Die Finger glitten auf der Tastatur
So sanft behände in Chopins Des Dur.
Da kitzelt mich der Schleim, der ekle grüne.


M e a g e r A r t.


Okay, das reicht. Wer hört sich denn das an?


S e i f e r t.


Ojemine! Und wie ging’s weiter dann?


F a u s t.


Schon spür ich Feuchtes aus der Nase sinken.
Nur Mut. Ein Virtuose braucht Courage!
Ich klimpre, mano destra, die Passage
Und schneuze mich gar zierlich mit der Linken.


P a l m b i s s.


Im Ernst? Sie sind ein toller Virtuose!


M e a g e r A r t.


Ach Quatsch! Erfunden ist die ganze Chose.


F a u s t.


Ich spiele fort. Jedoch die Finger ziehen
In leicht verwischte, schmierig eklatante
Und immer schlüpfrigere Harmonien.
So end ich meinen Vortrag höchst galante,
Gescheitert an des Schleimes Ironien,
Hatschi … alla maniera dissonante.


M e a g e r A r t.


Gesundheit!


S e i f e r t.


Mensch, Sie sind ein Meister:
Horch, der Faust spielt immer dreister.
Mit der Nase, mit den Pfoten.


M e a g e r A r t.


Schau, die fuchteln wie Idioten.


Und unter dem Piano
Klebt stinkender Guano
Von all den falschen Noten.


P a l m b i s s.


Das ist doch nicht verboten!


Kulturgenuss mit Sahne:
Musik und Pelikane…,
Ich glaub, ich bin von Sinnen.


Es gibt ein Aviarium
Bei uns im Tropicarium…


M e a g e r A r t.


Warum nicht Vogelspinnen?


F a u s t.


Sieh, da krabbelt schon die eine
Hier auf deinem nackten Beine.
Und jetzt huscht sie durch die Tür.


K o n z e r t b e s u c h e r.


Spielen Spinnen auch Klavier?
Oder sind es etwa Ratten?


S e i f e r t.


Wabernd lauert düstrer Schatten
Von behaartem Ungetier.


F a u s t.


Ei wie krabbeln da die Glieder
Grässlich auf der Tastatur.
Lausch nur, welch perfide Lieder
Spinnen sich in Fisis Dur!
Wie ein Schädel auf acht Beinen
Wiegt es, wippt es, ohne Rasten.
Und das Scheusal lässt die Tasten
Hüpfen, quietschen, tanzen, weinen.


S e i f e r t.


Horch, des nachts der leise Klang -
Kommt es nicht von dem Klaviere?


K o n z e r t b e s u c h e r.


Geister machen mich nicht bang!
Doch dies sind Gespenstertiere!


F a u s t.


Müde schlürfe ich mein Bier.
Und es klimpert das Klavier
Noch im trüben Hinterzimmer.
Üben, üben kann ich nimmer.


P a l m b i s s.


Am Klavier ein Riesenkrake…


S e i f e r t.


…oder eine Kakerlake.


F a u s t.


Kakerlaken, Küchenschaben
Huschen eilig, springen, traben,
Auf den Saiten, über Tasten
Rein in den Pianokasten.


K o n z e r t b e s u c h e r.


Tanzen nach der alten Weise
Pianissimo ganz leise…


M e a g e r A r t.


Doch ich setze ein sforzando
Schlag den schönen Tanz entzwei.
Und die Schaben - im smorzando -
Werden Kakerlakenbrei.


F a u s t.


Pfui Schabe!


S e i f e r t.


Prost.


F a u s t.


O weh, mein Rücken!


M e a g e r A r t.


Pass nur auf; das sind die Mücken.


F a u s t.


Hier hocke ich und üb’ Klavier.
Es drohen Mückenstiche.
Wie komm ich bloss dem bösen Tier
Am schnellsten auf die Schliche?
Hei nun! Mit virtuosem Fleiss
Spiel ich die Lisztschen Stücke.
Da rutscht sie aus auf meinem Schweiss,
Die ahnungslose Mücke.


S e i f e r t.


Jetzt darf der brave Pianist
Recht ungestört malochen.
Er bleibt bei seiner Lisztschen List
Verschwitzt - doch unbestochen!


P a l m b i s s.


Bestochen…, ah, gleich doppelt witzig!


Jetzt muss ich aber langsam gehn.
Ein netter Abend, und so spritzig;
Zwei Uhr…, mein Gott! Auf Wiedersehn!


(erhebt sich)


K o n z e r t b e s u c h e r.


Dann reiss’ auch ich mich jetzt vom Hocker.
Ein toller Abend, und so locker!


(Palmbiss und Konzertbesucher schütteln alle Hände und gehen)


S e i f e r t.


(redet etwas leiser)


Ihr bleibt noch! Soll’n wir weiterdichten?


M e a g e r A r t.


Was schmiedest du für ein Komplott?


S e i f e r t.


Ich würde Euch recht gern verpflichten
Zu einem kleinen Werbespot.


F a u s t.


Uns beide?


S e i f e r t.


Klar. Sie können singen
Und spielen. Und vor allen Dingen:


(hält den Zeigefinger vor seinen Mund)


F a u s t.


Wer gab den Auftrag?


S e i f e r t.


Nur nicht lachen.
Das Kunst Casino Saloviç…


M e a g e r A r t.


Oh jeh, ein echter Nobelkitsch!
Ist das nicht eine Schnapsidee?


S e i f e r t.


Doch hoffe ich, Ihr werdet’s machen.


Vor allem stimmt auch das Budget…


(reibt Daumen an Zeige- und Mittelfinger)





XIII


Briefing in der Werbeagentur Seifert: Executive Chef Siebert vom Casino Saloviç.
Seifert. Regisseur. Texter. Marketingleiter. Faust und Meager Art





S i e b e r t.


Grüss Gott. Wir danken für die Audienz!
Es würde uns besonders freuen…


S e i f e r t.


Relax! Wir werden Sie gezielt betreuen.
Ron Seifert steht für Kompetenz.


S i e b e r t.


(nickt)


Ja freilich; Ihre Expertise
Ist weltbekannt - und Effizienz
Sei auch die Saloviç Devise.


Wir stehn für Anspruch und Kultur…


S e i f e r t.


Genau wie unsre Agentur!


S i e b e r t.


Wir wollen mehr als nur so ein Commercial.
Wir suchen menschliche Symbole.


M a r k e t i n g l e i t e r.


Das ist auch unsere Parole.


R e g i s s e u r.


Dann machen wir ein Infomercial.


S e i f e r t.


Wir sollten uns aktiver integrieren,
In kultureller Konvergenz
Stets Ideelles engagiert
Doch attraktiv und eloquent
Spiritueller konzipieren.
Massiver lässt sich motivieren
Mit dem Appell zur Vehemenz -
Nicht agressiv, nicht virulent -
In gradueller Differenz
Das Essentielle induzieren.
Heut darf man kreativer instruieren,
Stets auch in kommerzieller Referenz
Die Denkmodelle konsequent,
Zwar subjektiv doch profiliert,
Emotioneller reflektieren.


R e g i s s e u r.


Halt ein mit deinen Denkmodellen.
We want to live. We want to dream!


S e i f e r t.


Oh…, ich vergass Euch vorzustellen -


(zu Siebert)


Wir haben hier ein tolles Team:
Professor Doktor Faust. Sie kennen
Ihn sicher schon als Pianist.
Doch ist er auch ein flotter Dichter
Und manchmal gar ein Humorist.


M e a g e r A r t.


(leise zu Faust)


Ich bitte dich! Schneid nicht Gesichter.


S e i f e r t.


Und eine Sängerin von Weltformat


(deutet auf Meager Art)


Die Margarete Meagerart!


(Faust lacht)


S i e b e r t.


(verbeugt sich)


Das ist fantastisch! Die Idee…?


R e g i s s e u r.


Wir dachten an das Déjeuner.


S i e b e r t.


At Tiffany’s?


R e g i s s e u r.


No. Von Manet.


M a r k e t i n g l e i t e r.


(zu Siebert)


Er meint das Déjeuner sur l’herbe.



S i e b e r t.


Ach so, das Bild!


R e g i s s e u r.


Es ist superb!
Und die Regie von diesem Ad…


S i e b e r t.


Ich bitte Sie. Sei’n Sie so nett…


R e g i s s e u r.


Wir liften auf die Saloviç Terrasse
So einen Blüthner Flügel, einen weissen.
Da spielt der Dr. Faust dann einen heissen…


M e a g e r A r t.


So einen kleinen Tango?


S e i f e r t.


Das ist Klasse!


R e g i s s e u r.


Und auf dem Flügel - das ist die Idee -
Da sitzen sie so grün wie bei Manet
Im Gras - , und Breakfast…,


S e i f e r t.


…und sie fabulieren,
Frau Meager Art,


R e g i s s e u r.


…nackt…,


S e i f e r t.


…mit zwei Kavalieren.


M e a g e r A r t.


Und du, mein Seifi, spielst gewiss den Kavalier?


S e i f e r t.


Nun, warum nicht? Es macht Plaisir.


Jedoch vor allen Dingen
Da musst du uns was singen!


S i e b e r t.


Nicht schlecht. Ein Slogan fehlt noch hier.


T e x t e r.


Der Slogan…; ja ja ja, das dacht ich mir.


"Ein Déjeuner sur l’herbe
Im Kunst Casino Saloviç -
Erfrischend und superb!"


S i e b e r t.


Hmm…, das ginge wohl noch besser…


M a r k e t i n g l e i t e r.


Und vielleicht ein wenig kesser!


F a u s t.


(mit kitschigem Akzent)


"Life is lazy. Life is rich.
Déjeuner sur Saloviç."


S i e b e r t.


Das ist fantastisch! Faust, der muss das sagen!


Wann drehen wir?


R e g i s s e u r.


Schon morgen,


S e i f e r t.


Samstagabend.





XIV


Dreharbeiten auf der Dachterrasse des Kunst Casinos: Faust als Tangopianist
am weissen Blüthner vor einer gigantischen Manet Kulisse. Meager Art sitzt
nackt als "Victorine Meurent" auf dem Flügel zusammen mit zwei Kavalieren,
die von Seifert und Siebert dargestellt werden. Regisseur. Aufnahmeleiter.
Filmteam. Kameras. Monitore, etc.





A u f n a h m e l e i t e r.


Noch näher hier den Kopf…, und näher…,
Ein wenig noch nach vorne drehn…,


R e g i s s e u r.


Frau Meager Art, Ihr Arm muss höher!
Wir wolln den rechten Busen sehn…


(schreit)


Take sixteen, action!


A u f n a h m e l e i t e r.


Slow-ly, slow -
Und höher noch…, too low, too low!


R e g i s s e u r.


(schreit)


And cut!


E r s t e r K a m e r a m a n n.


Ein Spotlight aufs Klavier!


Z w e i t e r K a m e r a m a n n.


Und auf den zweiten Kavalier!


A u f n a h m e l e i t e r.


Herr Faust, Ihr Tango ist zu zahm.


R e g i s s e u r.


Das ist mir alles hier zu lahm.


(Hubschraubergeräusch)


Was für ein Krach! Was ist hier los?


(Ein Hubschrauber landet auf der Dachterrasse)


Um Himmels Will’n - wer ist das bloss?


S i e b e r t.


Das scheint gewiss der Präsident
Herr Seymour Saloviç persönlich.
Er ist ja immer sehr dezent
Und mischt sich ein - ganz wie gewöhnlich.


(Mephisto als Präsident Saloviç mit Pilot und
Sonnenbrille entsteigt dem Hubschrauber)


F a u s t.


(zu Meager Art)


Ich glaub, ich fange an zu spinnen…


M e a g e r A r t.


(zu Faust)


Noch bist du lange nicht von Sinnen.


M e p h i s t o.


Ich wollt mal nach dem Rechten sehn.
Macht weiter, Jungs, lasst Euch nicht störn!


(zum Regisseur und Aufnahmeleiter)


Oh, welch charmantes Mis-en-scene…,
Ein netter Set! Das ham wir gern.
Man spare nie an edlem Kitsch.


R e g i s s e u r.


Willkommen, Mr. Saloviç!


M e p h i s t o.


(zieht eine winzige Tanzmeistergeige aus der Tasche
und spielt leise das Perpetuo Mobile während er weiterredet)


Auf meinem Weg durchs alte Rom,
Ich kam da grad vom Petersdom,
Um just der U-Bahn zu entsteigen -
Da seh ich so ein Männlein geigen
Wohl auf der Piazza Barberini.
Das kratzt da seinen Paganini.
So schau einmal den Virtuosen,
Versaut, mit abgewetzten Hosen.
Da fetzt er los mit Euphorie.
So hört ich Paganini nie!
Wie wackelt sein geschrumpftes Kinn
Im Takte zu der Violin!
Ich geb ihm eine Handvoll Lire,
Damit er weiter existiere.
Und dieser, molto nobile,
Fegt durchs Perpet’o Mobile.


(schreitet geigend zu Faust an den Flügel)


Komm, wir spielen um die Wette,
Du Klavier und ich Pochette.


(Faust spielt das Amoroso aus Liszts Mephistowalzer
und Mephisto spielt die Melodie mit)


So rührt Euch, Ihr ollen, verrosteten Knochen
Und tanzet zum Tango der neuen Epochen.
Nun kommt Ihr gekrochen, Ihr habts mir versprochen,
Sonst soll Euch das Schmalz gleich im Walzer verkochen.
Umschlingt Euch wie Schlangen die schmachtenden Taillen,
Und treibt es so lüstern wie geile Canaillen.
Wir wollen mit Wonne die Welt animieren;
Mephisto wird wahrlich die Menschheit regieren.


(geigt immer wilder; auf dem Flügel tanzen Seifert und Siebert
recht unzüchtig mit der nackten Meager Art
und die Kameraleute umzingeln gierig die Szene)


M e a g e r A r t.


Trief es, treib es, Seifert, Siebert!
Wie Ihr mir entgegenfiebert…


(Faust haut wild in die Tasten und Mephisto
verschwindet ungesehen im Hubschrauber)


R e g i s s e u r u n d A u f n a h m e l e i t e r.


(schreien wie verrückt)


Action, action, action…!!!





XV


In herbstlichem Bergwald: Faust wandert allein





F a u s t.


Hinauf, hinauf! Ich fliehe das Gewühle
Der finstren Täler, denn in ihrer Schwüle
Ersticken die poetischen Gefühle
Wie in dem Trichter einer morschen Mühle.


Der Stadt will ich entfliehn, und ihrem Treiben
Entrinne ich, wo nur in zähem Zorn
Dämonen sich zerfleischen, sich entleiben.


Schon spür ich Luft und atme Bergeskühle.


Noch höre aus der Ferne ich das Horn
Von einem Auto. Doch ich bin im Wald,
Und seine Laute künden mir ein Bleiben
In der Natur - der Mutter Urgewalt.


Dem Quellbach folgend finde ich zum Born.


(wandert weiter)


--


Schon schlängelt sich mein Wanderpfad verwegen;
Durch düstres Dickicht, durch Gebüsch und Dorne
Geht er der klaren Quelle stets entgegen.


Das Bächlein weiset ihm den Weg zum Borne.


(wandert weiter)


--


Neugierig leckt das Rinnsal durch die Kiesel
Und murmelt sich in einen kleinen Teich.
An seinem Ufer gluckert das Geriesel,
Versickert in dem wilden Wurzelreich.


(hockt sich an den Quellteich und nimmt einen Stein
aus dem Wasser)


Im Ursprung ruhen nur die Kieselsteine
Verwurzelt still im eigenen Gewicht.
Zum Mosaik verbinden als Gedicht
Das kann der Geist des Dichters sie alleine.
So scheint der Geist uns Dichtern nur zu Eigen.
Und ewig hält die Zeit ihr Mosaik
In wunderlichem, altvertrauten Reigen
Millionenfach bereit im Augenblick.
Doch wird der Geist sich nur dem Dichter zeigen,
Der ihn erkennen mag, mit etwas Glück,
Im kleinen Kieselstein. Er kann nur taugen
Als unser Edelstein, als unser Eigen,
Wenn wir verliebt mit klugen Dichteraugen
Im Geist erschaun sein eig’nes Mosaik.


(wandert weiter)





XVI


Fausts Computerzimmer: Es klingelt; Faust öffnet die Tür.
Mephisto mit Zitronengesicht, die Hand auf dem Herzen





F a u s t.


Ein Paganini mit Angina?


M e p h i s t o.


O mia bam…


F a u s t.


Was gibt’s?


M e p h i s t o.


…bambina!


F a u s t.


Mein was?


M e p h i s t o.


Ich armer, alter Vater -


F a u s t.


Nanu, was soll mir das Theater?


M e p h i s t o.


Mein Töchterlein ist fortgerannt!


F a u s t.


Die Meager Art?


M e p h i s t o.


Ja - durchgebrannt
Mit diesem Siebert oder Seifert!


F a u s t.


Wem nützt es, wenn man sich ereifert?


Ich sah sie lange nicht.


M e p h i s t o.


Mag sein. -


O weh, mein holdes Töchterlein!
Ich hab die Schnolde so geliebt -


Verseifert ist sie und versiebt.


F a u s t.


Ach geh. Wer hat sie selber angefeuert
Als grosser Geigenvirtuose?
Und wenn ein Teufel seine Lieb beteuert,
So macht er sich gleich in die Hose?
Herr Saloviç, der elegante, coole,
Mit seinem heissen Helikopter -
Heut kommt er als ein Vater, ein bekloppter?


Du geigst doch alle durch die Schule!
Des Amors Pfeile sind dir nicht fatal
Und die Bambina schnurzepiepegal.


M e p h i s t o.


Du tust mir Unrecht, Faust. Ich bin verbittert!
Da schau nur, wie die Hand mir zittert.


F a u s t.


Du übtest fleissig das Vibrat…?


M e p h i s t o.


Es ist die rechte!


F a u s t.


…in der Tat -


M e p h i s t o.


Ach Faust, du denkst, Mephisto hat
Im Herz nur kalten Hohn.


Ist Satan ein Aristokrat?
Seit grauer Vorzeit schon
Da spricht mir doch aus der Gebärde
Gefühl und Emotion
nach wahrer Satantradition
Im alten Ritual der Erde.


F a u s t.


Hier hast du recht: Im Satanswurz
Da webt so mancher Teufelsfurz.


M e p h i s t o.


Mein teurer Freund, jetzt schau mich an.
Bist du nur kalt? Bist nicht betrübt?
Bist du kein Mensch? Bist du kein Mann?
Hast du das Mädchen nicht geliebt?


Und warst du nicht auch ein Verehrer?


F a u s t.


Zunächst einmal bin ich ihr Lehrer.
Ich denke mir, sie ist gesund.
Sie wirkt so schlau und so frivol -


M e p h i s t o.


Ach, höre nicht auf ihren Mund.
Der ist zu frech.
Das ist ihr Pech, ich weiss das wohl.
Doch tief in ihr -
So scheint es mir - in ihres Herzens Grund,
Liebt sie nur dich. Faust ist ihr einziges Idol!


F a u s t.


(zögert)


Sie liebt nur mich? Wie meinst du das?


Doch wissen wir nicht einmal, wo…


M e p h i s t o.


Ah ja, die Nummer: Null, fünf, zwo…


F a u s t.


Dann ruf sie selber an!


M e p h i s t o.


Ach was.
Sie hört nicht mehr auf mich, die Gute -


F a u s t.


(ironisch)


Nicht mehr auf dich? Ich bin frappiert!
Ist sie denn nicht von deinem Teufelsblute?


M e p h i s t o.


(leise)


Nein, nein - , ich hab sie adoptiert -


(Faust schaut betroffen)


Sie ist ein Mensch. Du kannst sie retten.


F a u s t.


…wenn ich das schaffe -


M e p h i s t o.


Wolln wir wetten?





XVII


Auf dem Rummelplatz: Faust und Mephisto





M e p h i s t o.


(schreit ins Handy)


Okay…, jawoll…, das machen wir!


(beendet das Gespräch)


F a u s t.


Doch bist du sicher?


M e p h i s t o.


Sie ist hier.


F a u s t.


Mich will sie auf dem Rummel treffen?


M e p h i s t o.


Ja. Glaube doch, sie sagte mir…


F a u s t.


Ich glaube nur, sie will uns äffen.
Und denkst du denn, sie ist allein?


M e p h i s t o.


Das weiss ich nicht. Es kann schon sein.


Sie sagt, im Spiegelkabinett.


So geh’, mein Faust, und sei so fein
Und kauf uns gleich mal ein Billett.
Ich werde unterdessen
Bei einem Bierchen - oder zwein -
Ein Dutzend Rostbratwürstl essen;
Mit scharfem Senf, und nicht zu wenig.


F a u s t.


Mephisto als ein Schlemmerkönig.


Denkst du ans Saufen und ans Fressen,
Ist die Bambina schon vergessen!


Die Selbstsucht schmeckt mir immer herber.


M e p h i s t o.


Nun komm’ und sei kein Spielverderber.


(schreit plötzlich)


Halt ein! Hier sehe ich sie grad!
Da da da da! Beim Riesenrad!


Jetzt steigt sie ein -


F a u s t.


Ist sie allein?


M e p h i s t o.


Gib mir einen Zehnerschein!


(Faust und Mephisto rennen zum Riesenrad)


Rasch zur Kasse! Rasch zur Kasse!


F a u s t.


Wie ich diese Hektik hasse…


(Faust und Mephisto steigen in den Waggon)


M e p h i s t o.


So elegant wie im Salon.
Dies ist ein Jugendstilwaggon.


Hier geht’s los. Das ist der Start.


F a u s t.


Wo ist Fräulein Meager Art?


Ist sie nur noch Vision?
Siehst sie durch die Lüfte fliegen?


M e p h i s t o.


(blickt aus dem Fenster nach unten)


Mist! Das ist der blanke Hohn!
Die sind gar nicht eingestiegen!


F a u s t.


Die? Wer die?


M e p h i s t o.


Na, alle drei.


F a u s t.


Gott, wer sind die andern zwei?


M e p h i s t o.


Gott…? Was ist das für ein Drama!
Doch als Teufel und als Kenner,
Denk ich mir, das sind zwei Männer.


Die Aussicht, Mensch - quel Panorama!


F a u s t.


(murmelt)


Gleich möcht ich aus der Gondel springen…


M e p h i s t o.


…um jene beiden umzubringen?


(Mephistos Handy klingelt; er nimmt das Gespräch an)


Was machst du denn?! An welchem Ort…


Ach so, mein Schatz - wir sind gleich dort!


(beendet das Gespräch)


F a u s t.


Ist sie’s?


M e p h i s t o.


Wer sonst? Und ein Galan.
Sie gehn zur Rainbow Achterbahn -


F a u s t.


Dann sind wir beide wohl betrogen!


M e p h i s t o.


Haha, das ist ein starkes Stück!


Gleich nähren wir noch unsern Wahn
Und gehen auf die Achterbahn:


Wir rutschen auf dem Regenbogen
Hinein ins Lebensglück.
Ist uns das Leben nicht gewogen,
Dann flutschen wir zurück.


(das Riesenrad hält an)


Hinaus, hinaus, dass wir sie fassen!


(Faust und Mephisto steigen aus)


Vorne! Dort, auf den Terrassen -
Meager Art und ihr Galan -
Gehn jetzt in die Geisterbahn.


Schaust so aus; das soll dir passen!
Meager trick! Da beisst er an…


(Faust und Mephisto rennen zur Geisterbahn;
Mephisto geht an die Kasse)


Kriegt ein Teufel hier Rabatt?


K a s s i e r e r i n.


Nein!


M e p h i s t o.


Verflucht! Das hab ich satt!


(Faust und Mephisto klettern in einen kleinen Waggon
und fahren ins Schwarze)


F a u s t.


Wo sind sie nun?


M e p h i s t o.


Der arme Tropf -
Da schau, ein abgeschlagner Kopf!


Das Blut an diesem stumpfen Messer
Ist wohl getrockneter Martini.
Ein Danse macabre täte besser
Von Federico Pasolini.


F a u s t.


Fellini…


M e p h i s t o.


Hui, das macht mich krank!
Siehst du die Dame im Bikini
Als Alien? Ihr Hals ist lang.


Hier herrscht ein rechter Maskenzwang.
Welch steifer Fasching ohne Schwatzen!
Sie stehen stumm. Es stiert aus Fratzen
Manch Augenpaar, erstarrt und bang.
Es wandeln Schemen wie im Spittel
Als bleiche Wesen - wohl vom Mars -
Und schleichen still in weissem Kittel
Ums Feuer eines Brandaltars.


Die Ärmsten! Ach sie sind im Fieber.
Das ist doch keine Geisterbahn!
Mir ist es in der Hölle lieber.


(ruft plötzlich mit hallender Stimme)


Horcht, lasst einmal den Meister ran!


(das Innere der Geisterbahn verwandelt sich in den Saal
eines riesigen Panoptikums mit unzähligen Wachsfiguren,
die alle genau wie Faust aussehen)


C h o r d e r W a c h s f i g u r e n.


(nach den sieben Anfangstönen der Dies irae Melodie,
die sich stets monoton wiederholen)


Faust, will-kom-men, bist am Ziel.
Ab-ge-lau-fen ist die Uhr.
Nun begin-net un-ser Spiel:
Wer-de du zur Wachs-fi-gur.


F a u s t.


(schreit)


Schluss! Hör auf! Das ist zuviel!


(der Waggon rast im Zickzack durch die singenden
Wachsfiguren)


C h o r d e r W a c h s f i g u r e n.


Faust, will-kom-men, bist am Ziel.
Ab-ge-lau-fen ist die Uhr.
Nun begin-net un-ser Spiel:
Wer-de du zur Wachs-fi-gur.


(der Waggon verlässt das Geister-Panoptikum
und hält abrupt im Freien)


M e p h i s t o.


(lacht unbändig)


Das war ein ganz famoser Spass -


(hinter vorgehaltener Hand)


Noch rieselt es im Stundenglas…





XVIII


Chefzimmer der Agentur Seifert: Seifert. Leerer Mahagoni Sekretär mit Sektflasche.
Sofaecke. Bild mit Blick auf herbstliche Weinberge





S e k r e t ä r i n.


(erscheint)


Herr Dr. Faust ist hier.


S e i f e r t.


Herr Dr. Faust? Au fein, au fein -


(Faust erscheint)


Ah, das ist toll! Ja komm’se rein…


(erhebt sich vom Schreibtisch und lädt Faust ein, im
Ledersofa Platz zu nehmen; setzt sich neben Faust)


Der Werbespot war fulminant!
So provokant!
Sie sind bekannt, Herr Faust, bekannt
Wie’n bunter Hund.


F a u s t.


…leicht blümerant…


S e i f e r t.


Nicht ohne Grund!


Als Debütant in dieser Stund?
Recht ungesund und sehr riskant!
Doch so brisant, exorbitant!


Das ist der Grund, mein Musikant,
Für unsern Bund!


(erhebt sich, um die Sektflasche zu öffnen)


Ich hoff der Sekt ist nicht zu mager.
Wir haben Schampus auch auf Lager…


(schenkt ein)


Ja Prost. Das ist ein grosser Start!


F a u s t.


Fehlt nur das Fräulein Meager Art.


S e i f e r t.


Die Meagy? Mensch, das wär erfreulich!
Ich sah sie mit Herrn Siebert neulich -


F a u s t.


(ironisch)


Dem Siebi?


S e i f e r t.


Siebi?


F a u s t.


…vom Casini,
Dem Assistent von Paganini?


S e i f e r t.


Ach Saloviç…, ja, apropos:
Ganz ohne ihn wär’s kein Success.
Doch unsre Meagy ebenso -
Sie singt so elegant und kess.
Grad gestern zogen wir Bilanz,
Um den TV-Spot zu benoten.
Der Ad erzielte Akzeptanz
Und unsre Sendung hohe Quoten;
Spitzenquoten, and not less!


F a u s t.


Couch Potatos, Idioten…


S e i f e r t.


Unser Spot ist doch nicht flach!
Solche Werbung rüttelt wach.
Manchmal hilft ein wenig Stress.


F a u s t.


Ja, man muss die Leut bestrafen,
Wenn sie vor der Röhre schlafen.
Manchmal hilft ein wenig Krach.


S e i f e r t.


Ach, bevor ich das vergess’,
Hier ist wieder ein Vertrag.


(entnimmt der Schublade des Sekretärs ein Papier)


Diesmal hat das mehr Struktur,
Nicht nur so ein kleiner Spot
Sondern eine Supertour
Durch die Staaten, und weiss Gott,
Alles Klassik mit Kultur.
Meagy singt, Sie spielen flott
Am Klavier die Partitur.


F a u s t.


Und steckt Saloviç dahinter?


S e i f e r t.


Der wohl auch. Doch was gewinnt er?


Selber hab ichs arrangiert.
Seifert ist stets engagiert.
Ich mag nicht so halbe Sachen.
Werbung, ach, das ist zum Lachen!
Ja, sie bringt mir reichlich Kohle -
Dient sie denn der Kunst zum Wohle?


Als Agent hab ich agiert;
Seifert sucht das Abenteuer.
Wenn es ihn mal int’ressiert,
Fängt er Feuer, heisses Feuer!


F a u s t.


Dann empfehl ich Saloviç!
Unser kleines Ungeheuer
Witzt sich wie ein Horrorblitz
Durch sein eignes Fegefeuer.


S e i f e r t.


Lass doch den Alten aus dem Spiel.
Wir gehen ganz allein durchs Ziel.


Und die zündende Idee
Kommt mir dann von selbst schon wieder:
Faust und Meagy als CD!


Dies wär nur so ein Versuch.
Und die Lyrics Ihrer Lieder
Gibt es dann in einem Buch.


Was uns fehlt, das ist jetzt nur
Ihre werte Signatur.


F a u s t.


Hier jetzt gleich?


S e i f e r t.


Nein nein…, hat Zeit.
Doch ich hoff, Sie sind bereit.





XIX


Trübe Strasse mit kahlen Bäumen:
Mephisto und Meager Art mit Regenschirmen





M e p h i s t o.


Ha, den hättst du sehen sollen,
Deinen alten, diesen ollen
Da, den armen blassen Heinrich!


M e a g e r A r t.


Wen, den Faust?


M e p h i s t o.


Jawoll, den mein ich.
Auf dem zahmen Riesenrad
Wirkte er schon lahm und matt.
In der Geisterbahn dann, stracks -


(macht eine Bewegung mit der Hand)


Alle Fäuste werden Wachs!


M e a g e r A r t.


Beide?


M e p h i s t o.


Milliarden denk ich;
Wachsfiguren - sehr gelenkig;
Ganz wie Faust in schwarzen Fracks.


"Auf! Hör auf!" so hallt sein Schrei’n.


M e a g e r A r t.


Mensch, du bist und bleibst gemein.


M e p h i s t o.


Ja, das bleibt er.


M e a g e r A r t.


Nein!


M e p h i s t o.


Wer?


M e a g e r A r t.


Du!


M e p h i s t o.


Immer sachte…, mit der Ruh.


Wer verkauft gemeine Kunst,
Meager Art, du holde Gunst?


M e a g e r A r t.


Wer vertreibt die Metaphorik
Schnolde mit Mephístophorik?


M e p h i s t o.


Und wer treibt es voller Eifer
Mit dem Siebner oder Seifer?


M e a g e r A r t.


Wie es mir vor denen graust…


M e p h i s t o.


Ja, mir auch; drum nehm ich Faust.


M e a g e r A r t.


Nimm die Finger von dem Mann!


M e p h i s t o.


(überrascht)


Huch…, was speist du Gift und Geifer?
Aber sowas - schau mal an.
Hat’s dich wohl erwischt, mein Schatz?


M e a g e r A r t.


Welcher Schatz? Was hat’s? Was hat’s?


M e p h i s t o.


Meagy, Meagy, wie ein Tiger,
But your art is meager, meager…


M e a g e r A r t.


Hast du weiter nichts auf Lager?


M e p h i s t o.


Künstlergrillen schmecken mager
Wie die Bäume dort, die kahlen,
Leiden sie an Magenqualen.


M e a g e r A r t.


Ach, du abgeschmackter Spötter!


M e p h i s t o.


Schau die Künstler an: Wie Götter
Schaffen sie, die Kreativen -
Selber kahle Kreaturen -
Und sie geben, wie die Huren,
Ihre Gunst nur den Naiven.
Denen rinnen meist die Tränen,
Doch mir grinst ein grosses Gähnen.


M e a g e r A r t.


Gähnen? Doch du machst Getöse.


M e p h i s t o.


Und Kritik, die macht sie böse,
Die ist subjektiv und schräg.
Unsre Künstler sind sensibel
Wie das Christkind in der Bibel,
Und es gilt als Sakrileg,
Wenn man nur die Wahrheit sagt.


M e a g e r A r t.


…Doch der Teufel hat’s gewagt…


M e p h i s t o.


Oh, da sind sie sehr penibel!


Wissenschaftler sind mir lieber,
Die sind kalt und ohne Fieber,
Und sie lassen mich in Ruh.
Sagst du "Mephistopheles",…


M e a g e r A r t.


…ich sag lieber "Sophokles",


M e p h i s t o.


Ja, dann ziehn sie ein Gesicht,
Denn den Teufel gibt es nicht,
Und sie hören nicht mehr zu.


Doch dein Dichter, dieser Wicht,
Der beschreibt mich im Gedicht
Von den Hörnern bis zum Schuh,
Und mit seinem Wörterschleim
Zwängt er mich in einen Reim.


M e a g e r A r t.


Du dichtest selbst!


M e p h i s t o.


Ja sei’s nur drum -
Bei mir ists Lust und Heiterkeit.
Den Faust in seiner Eitelkeit
Den treibt der Dünkel mit Gebrumm
Im Dienste der Unsterblichkeit
Ins Exklusiv-Panoptikum.


M e a g e r A r t.


Da triebst du ihn doch selbst hinein,
Mein Teufelchen, Mephistolein.


M e p h i s t o.


(höhnisch)


Ich bin vernarrt. Verliebt bin ich
In mich und mein Gedicht.
Und darum bin ich sicherlich
Kein grosser Dichter nicht.


M e a g e r A r t.


Von Faust sprichst du gar widerlich -
Am Ende schilderst du nur dich.


M e p h i s t o.


Unsterblich bin ich doch schon lang
Und brauche nicht danach zu streben.
Ich habe wirklich, Gott sei Dank,
Fein ausgesorgt für dieses Leben.


M e a g e r A r t.


Kaum kannst du dich noch höher heben
Und klebst doch in dem tiefsten Pfuhl.


M e p h i s t o.


Die meisten finden das recht cool.
Ich kann mich heut ja kaum noch retten
Vor den Verehrern, wenn sie angebraust…


M e a g e r A r t.


Pfui Teufel! Aber nicht der Faust.


M e p h i s t o.


Ach nein? Mein Kind, was solln wir wetten?


M e a g e r A r t.


Ich wette nichts. Es sind nur Worte.


M e p h i s t o.


So ein Genie am rechten Orte
Suhlt sich von selber durch die Pforte.


Ein schlechter Mensch lebt hundert Jahr’
Der gute - ach was weiss ich.
Drum schreibt, als sterbendes Genie,
Er viel und auch so fleissig.
Er wirft sein Werk als Flaschenpost
In einen Ozean.
Da wird es dann gefunden -
Zufällig, ganz nach Plan.
Er presst sich giftig in das Glas,
Sein Geist noch unbekannt;
Doch als entkorkter Genius
Da schwillt er zum Gigant.
So kann er die Gemüter dann,
Die schönen und vertieften,
Noch manche stolze Ewigkeit
Betören und vergiften.


Mit den Genies, den guten Geistern,
Lässt sich die Hölle in die Quer
Und in die Kreuz - ich weiss nicht mehr -
Bis in das tiefste Loch verkleistern.
Zum Glück, seit Einstein, gibts jetzt schon
Die vierte Höllendimension.


M e a g e r A r t.


Doch dir fehlt manche Dimension.
Du kennst nur eine, nackten Hohn.


Siehst du den Menschen aus der Perspektive
Der Hölle,
Ist sein Geist nur das Gewölle
Seiner Triebe;
Und seine Kunst, das Kreative
Der Liebe, diente ihm allein zum Ruhme.


Hörst du im Menschen stets das aggressive
Gebelle,
Ist sein Wesen ein Gerölle,
Ein Geschiebe;
Und sein Verstand, der destruktive,
Verschriebe seine Seele deiner Muhme.


Dein Echo hörst du, und du siehst im Spiegel
Der Hölle
Dein Gesicht an seiner Stelle -
Deine Fratze;
Und darauf drückst du frech das Siegel
Mit deinem Satz der ewigen Verdammung.


So spreizt du deine Stacheln wie ein Igel
In Fülle
Und verziehst dich in die Hülle
Deines Hasses;
Und unter deinem stolzen Tiegel
Brennt krass das Feuer elender Verdummung.


M e p h i s t o.


Punkt-Schluss, mein Kind. So sei es drum:
Ich bin zu dumm; das dacht ich mir.


Willst du den Faust? Er kommt zu dir.


(für sich)


Wir sehn uns im Panoptikum.





XX


Fausts Computerzimmer: Faust am Computer.
Neben ihm ein elektrischer Heizkörper





F a u s t.


Ach, ein Rummel ist das Leben -
Niemals werd ich mich erheben,
Hocke wieder wie zuvor.
All mein künstlerisches Streben,
Geister, die ich mir beschwor,
Soll mich alles nur betrüben?
Horch, es schallt der grause Chor
Meiner Teufel, die da drüben
In der Geisterbahn sich üben.


Und hier schreibt mir einer eben:


(liest Mail)


"Lieber Faust, ich revoziere
Hiermit meine Vaterschaft.
Nimm sie dir und ‘adoptiere’
Meager Art mit Manneskraft.
Touret als ein Künstlerpärchen
Durch Konzert- und Hochzeitssaal,
Und es wachse - wie im Märchen -
Euer Wonnekapital.
Höre auf zu überlegen.
Unterschreibe den Vertrag.
Beide habt Ihr meinen Segen
Bis zum allerjüngsten Tag."


--


Segen, Segen…, ja von wegen…
Magst du mich noch immer fangen?
Wehre ich mich niemals gegen
Dieses teuflische Verlangen?


Will ich mich einmal verlieben,
Werde ich bereits verrieben,
Ruft Mephisto "mutabor"!
Aus den tiefen Todesgräben
Kann ich mich kaum selbst erheben
Und gelange nicht empor.


--


Hier schreibt mir wieder diese Dame,
Margarete war ihr Name:


"Suchst du deine Margarete?
Fühlst dich ohne sie alleine?
Suche sie, bis im Gebete
Sie vor deinem Sinn erscheine.
Hoffst du wohl, du darfst sie retten?
Soll sie sich bei dir bedanken?
Ach, du schmiedest sie an Ketten
Deiner eigenen Gedanken.
Poesie darfst du nicht lehren.
Leben soll sie nur in sich.
Fängst du an, sie zu verehren,
Dann, mein Freund, verlässt sie dich;
Will dir deine Seele rauben
Mit ein wenig Kunsttheater.
Selbst dem Teufel wirst du glauben,
Wenn er sagt, er sei ihr Vater.
Und der treibt es nach der Mode,
Denn der Schelm verkaufet dir
Die Metapher als Methode -
Doch ihr Sinn liegt nur in mir.
Ohne mich bist du von Sinnen
Und dein Leben leiser Wahn.
Wird Mephisto dich gewinnen,
Bleibst du in der Geisterbahn."


--


Ihre Sprache - schlicht und zart…;
Margarete? Meager Art?


Und wie soll ich es nun lösen,
Dieses holde Doppelwesen?


(erhebt sich; geht auf und ab)


Und wie soll ich euch nun fangen,
Poesie und Heiterkeit?
Meine Leiden, meine Freud
Ruhn in der Vergangenheit;
Die Gefühle schmecken schal.


(setzt sich)


Doch ich fühle ja ein Bangen,
Also sind sie nicht vergangen
Und im Wesen noch real.
Darf ich dieses dumpfe Wähnen
Nun mit Dichterwort verweben,
Dann verdichtet sich mein Sehnen
Und ich schenke neues Leben,
Bin erlöst von meiner Qual.





XXI


In einer vereisten Höhle





M e p h i s t o.


Diene, Faust, der miesen Kunst,
Wie sie dir miaut, …dir grunst.


Meinst wohl, dass du mir entrinnst.
Meinst wohl, dass du etwas Zeit gewinnst…


--


Fühlst dich, Wurm, gar wie ein Gott?


Dann erfahr du meinen Spott,
Denn dich stampfe ich hinab
In dein finstres Seelengrab.





XXII


Feldweg durch blühende Wiesen





F a u s t.


Schau, wie die Frühlingswiese strahlt,
So duftig elegant!
Ein Bild, wie von Monet gemalt
Mit leichter, freier Hand.
Dort wandelte der Philosoph
Versenkt in seine Qual.
Die Leichtigkeit erschien ihm doof
Die Freude nur banal.
Sein Ohr ertaubt, sein Auge schief,
Sein Blick erstarrt ins Leere.
Er dachte nur im Konjunktiv,
Was könnte, sollte, wäre.
Die Sonne strahlte frank und frei,
Sie wollte sich verschenken.
Ihm schien das alles einerlei.
Er dachte nur ans Denken.
Er wandelte in schwarzer Nacht
Und tiefer Agonie.


Ist es denn niemals aufgewacht,
Dies schlummernde Genie?


Hier steh ich nun, verzückt, in dichterischer Stimmung,
Inmitten frühlingssüchtiger Natur.
Und, ach, es öffnen sich mein Aug und Ohr.
In leis poetischer Gesinnung
Erlauschen sie des Lebens feines Lachen.
Entrückt sind sie dem trügerischen Denken.
Sie blühn als Stanzen im Gedicht
Und spüren sich als Strahl von jenem Licht,
In dem die Freuden sich verschenken
Und unser Innerstes entfachen.


Ich fühle einen Gott in mir erwachen.





~ Vorläufiges Ende ~








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